Formel1: Der Ausstieg von BMW hat gute Gründe
Ein Beben rüttelt die Formel 1 auf: BMW steigt aus der Königsklasse aus, Michael Schumacher kehrt für einige Rennen im Ferrari zurück - als ob auf eine schlechte in Windeseile eine gute Nachricht folgen musste.
Aber während es sich bei der Rückkehr Schumachers um das sportliche Abenteuer eines vom Ehrgeiz Getriebenen handelt, hat BMW die weitreichendere Entscheidung für die Branche gefällt.
Dass hinter einem Formel-1-Team ein überdimensionierter Kostenapparat für ein Wirtschaftsunternehmen steht, wird allzu schnell vergessen. Die Formel 1 ist ein Luxusprodukt, das in der Wirtschaftskrise kritisch und mit steigendem Umweltbewusstsein sogar missliebig beäugt wird. Wo in sorgenlosen Zeiten sportliche Spannung und technischer Fortschritt bejubelt werden, stellen in Krisenzeiten Arbeitnehmer und sensibilisierte Kunden die Frage, ob angesichts von Kurzarbeits-Perioden im Unternehmen Ausgaben von 350 Millionen Euro für den Sport angebracht sind. Dass daraus nach dem Ausstieg Hondas nun auch bei BMW Konsequenzen erwachsen, ist verständlich.
Allein in Deutschland beschäftigt BMW fast 78500 Mitarbeiter, denen die Führung überbordende Investitionen in ein Prestigeobjekt vermitteln muss. Gelder, die sich aufgrund ausbleibenden sportlichen Erfolgs niemals refinanzieren lassen. Denn die laufende WM-Saison ist für das BMW Sauber F1 Team eine einzige Enttäuschung. Weder der Fahrer Heidfeld noch Kollege Kubica rangieren unter den zehn besten Piloten. In der Konstrukteurswertung ist das Team Drittletzter. So schlägt Werbung für die Spitzentechnologie der BMW-Autos ins Gegenteil um.
Und zuletzt wird den Vorstand auch die selbst verantwortete Krise der Königsklasse zermürbt haben. Das vermeintlich edle Produkt droht in der offenen Auseinandersetzung zwischen dem Internationalen Automobilverband und der Vereinigung der Teams um Budgetobergrenzen zerrieben zu werden. Dass der brüchige Friede in diesen Tagen zu einem "Concorde Agreement" führen soll, in dem sich die Teams für weitere drei Jahre der Königsklasse verpflichten sollen, wird die Entscheidung der Bayern vorangetrieben haben. Allein die Notwendigkeit dieser Bindung zeigt, auf welch dünnem Seil die Königsklasse balanciert.