Meinung Harry, Meghan und die Monarchie - Ein brüchiger Vertrag mit dem Volk

Meinung · Man darf man die selbst beschlossene Freiheit des Prinzen und seiner amerikanischen Ehefrau, aus dem historischen Vertrag mit dem Volk auszubrechen, mindestens hinterfragen. Ein Kommentar.

Königliche Fans lesen die „The Sun“ vor dem Buckingham Palace, nachdem bekannt wurde, dass Prinz Harry und Herzogin Meghan teilweise von ihren royalen Verpflichtungen zurücktreten.

Foto: dpa/Yui Mok

Wenn Prinz Harry und seine Frau Meghan die britische Monarchie auf diese gewählte Weise brüskieren und gegen den Wunsch der Familie per öffentlicher Erklärung das Weite suchen, ist etwas schief gelaufen bei den Royals. Es ist absurd, dass das Krisenmanagement in einer derart im Blickpunkt stehenden royalen Unternehmung nicht besser funktioniert. Immer wieder reißen die Adeligen bereitwillig ihre eigenen Wunden – und schaden damit ihrer Existenzberechtigung. Und wenn man das für ganz normal hält, weil es in anderen Familien eben meistens nicht anders läuft, dem sei gesagt: Die Windsors sind nun einmal keine Familie wie jede andere.

Als vor fast 230 Jahren in Frankreich König Ludwig XVI. öffentlich enthauptet und danach Europa nach und aus absolutistischen Monarchien heraus demokratisiert wurde, haben sich zwölf Königsfamilien in Europa mit vielen Zugeständnissen ihre aristokratischen Privilegien gesichert. Ihre Botschaft für das eigene Leben im Prunk: Wir geben euch politische Macht, ihr lasst uns unseren Sonderstatus. Das war ein Bündnis, das eigentlich bis heute Bestand hat. Und das auf allen Seiten auch 2020 noch erstaunliche Akzeptanz erfährt: Die Majestäten leben von enormen Zustimmungswerten.

Zwischen ihnen und den Menschen gibt es einen ungeschriebenen Vertrag, der besagt: Ihr zahlt mit euren Steuern unser Leben, wir stärken mit unserem Leben Eure Identität als Gemeinschaft. Das kann man dämlich finden, es wird aber tagtäglich gelebt.

Olaf Kupfer.

Foto: ja/Sergej Lepke

Und deswegen darf man die selbst beschlossene Freiheit des Prinzen und seiner amerikanischen Ehefrau, die aus diesem historischen Vertrag ausbrechen, mindestens hinterfragen. Man kann den aufgebrachten Reaktionen der Briten entnehmen, dass dieser Schritt eben mehr ist als nur ein persönlich gewiss verständlicher Akt der Befreiung. Mindestens diesen Respekt hätte das junge Paar vermitteln können.