Meinung Loslösung von Spanien - Der Katalanische Irrweg

Spanien erlebt in diesen Tagen einen Konflikt, der in gewalttätigen Auseinandersetzungen auf der Straße enden könnte. Es drohen Zustände wie in einem Bürgerkrieg. Am 1. Oktober will die Regierung Kataloniens ein Referendum über die Unabhängigkeit der Region durchführen.

Foto: Sergej Lepke

Das spanische Verfassungsgericht hat die Abstimmung untersagt. Die Zentralregierung in Madrid möchte den Urnengang mit aller Macht verhindern. Bei den Katalanen kochen die Emotionen hoch, zumal die Wut auf Madrid durch Prominente wie Startenor José Carreras, Fußball-Ikone Pep Guardiola und den identitätsstiftenden Verein FC Barcelona angeheizt wird.

Separatismus hat in Katalonien eine lange Tradition. Die wirtschaftsstarke Region zahlt viel Geld an den Rest des Landes, fühlt sich aber von Madrid schlecht behandelt. Die Katalamen fordern mehr Selbstbestimmung, mehr politische Macht, letztlich wollen sie die Abspaltung von Spanien. Glauben diese Separatisten tatsächlich, dass es dann für sie noch einen Platz in Europa gibt? Wollen sie den Korsen, Flamen oder vielleicht auch Bayern ein Beispiel geben, dass Regionen ihr Heil in der Bildung eigener Staaten suchen? Was für ein Unfug. Abspaltung ist ein Irrweg, sie erschwert den Handel, behindert solidarisches Miteinander.

Dass Spanien auf Krawall zusteuert, haben allerdings nicht nur die Separatisten zu verantworten. Die Dialogbereitschaft von Ministerpräsident Mariano Rajoy war von Anfang an mangelhaft. Seine Sturheit hat die Krise auf die Spitze getrieben. Hätte Rajoy das Gespräch mit der Autonomiebewegung gesucht und den Weg für eine Abstimmung geöffnet, wäre das Problem vermutlich rasch vom Tisch. Denn in allen Umfragen gab es nie eine Mehrheit für die katalanischen Separatisten. Es wäre für die Zentralregierung ein Leichtes gewesen, das in Teilen ungültige Autonomieabkommen von 2006 auf eine neue, tragfähige Basis zu stellen. Stattdessen droht jetzt die Eskalation des Hasses.