Meinung Merkel muss mit CSU-Führungsduo leben
Ob die neue Harmonie in der CSU tatsächlich ehrlich ist — geschenkt. Denn Horst Seehofer und Markus Söder sind dazu gezwungen, trotz ihres heftigen Machtkampfs nun als Führungsduo einigermaßen vernünftig zu funktionieren und zum Wohle ihrer Partei zu handeln.
Söder muss als künftiger Ministerpräsident im nächsten Jahr bei den Landtagswahlen die absolute Mehrheit verteidigen. Ansonsten könnte die Ära des Franken eine kurze sein. Ohne oder gar gegen Seehofer wird ihm das nicht gelingen, dafür ist der Vorsitzende nach wie vor zu stark verankert und zu angesehen in der Partei. Auch auf seine Erfahrungen im Wahlkampf kann Söder nicht verzichten. Seehofer wiederum muss bei den nun anstehenden Sondierungen mit der SPD für die CSU möglichst viel inhaltlich herausholen, was die Bajuwaren dann überzeugt. Und dafür benötigt er Söders Hilfe. Gelingt ihm dies, würde Seehofer auch sein Amt als Vorsitzender der CSU absichern — und es könnte ihm womöglich noch einen Ministerposten in Berlin einbringen.
Ab jetzt wird jedenfalls auch in der Bundespolitik „gesödert“. Mit dem neuen Mann in der Münchner Staatskanzlei wird es Angela Merkel nicht leichter haben. Im Gegenteil. Das Regieren dürfte für die Kanzlerin noch mühsamer werden, wenn mal eine neue Regierung gebildet worden ist. Denn Söder bedient weit mehr als Seehofer das, was man im Freistaat von einem Politiker erwartet. Er kann zuspitzen, draufhauen, Söder scheut weder die derbe Attacke noch das populistische Wortgefecht. Er kann Stammtisch, das hat er in Nürnberg gezeigt. Sein Motto wird sein: Bayern zuerst.
Zwar galt dieser Leitspruch auch schon für Seehofer. Aber aufgrund des politischen Drucks, unter dem Söder bis zur Landtagswahl stehen wird, wird er die Abgrenzung zu Berlin noch viel stärker betreiben, als es Seehofer bereits getan hat. Ruhigere Zeiten brechen mit dem neuen Duo für die Kanzlerin also nicht an. Zumal sie sich, wenn es darauf ankommt, nun mit zwei CSU-Spitzenkräften ins Benehmen setzen muss. Das alles bedeutet übrigens auch, dass die Sondierungsgespräche in Berlin nicht leichter werden. Denn die gewachsene Notwendigkeit christsozialer Profilierung in den nächsten Monaten dürfte automatisch die Bereitschaft zu Kompromissen sinken lassen. Eine Regierungsbildung könnte somit weitaus schwieriger werden — nicht nur wegen einer widerwilligen SPD. Sondern wegen der CSU.