Meinung Test für Schulempfehlung - Reformen gegen Dramen

Da werden die Gymnasiallehrer sich aber freuen (Ironie aus): Den oft geäußerten Verdruss, es seien deutlich zu viele Schüler auf dem Gymnasium, die dem dort herrschenden Anspruch nicht gerecht würden, torpediert die Studie der Mercator-Stiftung: Hier steht unter dem Strich, dass durch zusätzliche Kognitionstests wohl eher mehr denn weniger Schüler die Gymnasien erreichten.

Foto: Sergej Lepke

Die Tester würden das freilich anders auslegen: Ihrer Diktion nach würden dann die „richtigeren“ Schüler am Gymnasium landen.

Aber braucht es dafür tatsächlich einen zusätzlichen landesweit organisierten Kognitionstest? Klar ist: Der falschen Schulempfehlung können Dramen folgen: Überlastete Kinder verlieren in der Regel Selbstbewusstsein, Selbstachtung und die Lust am Lernen. Bei unterforderten Schülern werden Potenziale verschenkt, die sich oft negativ auf deren Lebensführung, aber auch auf unsere Gesellschaft auswirken (können). Registrieren wir diese Entwicklungen als solche Dramen — wobei die sozial ungleiche Durchlässigkeit, die in der Studie bestätigt wird, das noch verstärkt — , ist doch die Richtung aufgezeigt: Schule muss so aufgestellt werden, dass diese kognitiven Tests — die ja nun keine Raketenwissenschaft sind — integraler Bestandteil des Curriculums werden. Weniger als zusätzliche Lernvergleichserhebungen, sondern als selbstverständlicher Unterrichtsbestandteil, der ebenso selbstverständlich in die Bewertung des Schülers mit einfließt.

Um es klar zu sagen: Wenn die Kognitionstests tatsächlich die dargestellte Aussagekraft haben, ist die eigentliche Frage, warum sie bislang offenbar noch keine Rolle gespielt haben. Das wiederum führt zu noch Grundsätzlicherem: Dass Schule im Zeitalter von Digitalisierung und vielen anderen umwälzenden Einflüssen ohnehin neu gedacht werden muss. Zentral und bundesweit. Auf einen Test mehr oder weniger auf Landesebene wird es dann hoffentlich nicht mehr ankommen.