Monarchen von Volkes Gnaden

Staffelübergabe in Europas Königshäusern

Ein Kommentar von Wibke Busch.

Foto: Young David (DY)

Nachrichten aus der Welt der Könige werden in Deutschland zumeist belächelt und unter der Rubrik Glitzer und Glamour, Klatsch und Tratsch verbucht. Das ist nachvollziehbar, hat die Bundesrepublik doch nach den schrecklichen Ereignissen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen anderen, für das Land bis heute sehr guten Weg gefunden — mit einem gewählten Staatsoberhaupt. Und doch tut man den europäischen Monarchen oftmals auch Unrecht. Denn sie können für ihre Länder eine wichtige Rolle spielen — wenn sie dieser Rolle gewachsen sind. Juan Carlos ist und war dafür das beste Beispiel.

Der spanische König brachte seinem Land die Demokratie. Er wurde zu einem beliebten und geachteten König, weil er sein zerrissenes Land in eine bessere Zukunft führte, es stabilisierte und seinen Bürgern eine Identität gab. In den vergangenen Jahren allerdings verspielten er und Teile seiner Familie das ihnen entgegengebrachte Vertrauen durch Skandälchen und Skandale. Diese stießen umso stärker auf Kritik, als das Land unter einer schweren Wirtschaftskrise leidet. Ein König, der Elefanten jagt und dessen Schwiegersohn der Korruption verdächtig ist, während viele Spanier nicht wissen, was ihnen die Zukunft bringt — hier versagte das Königshaus und verlor zu Recht an Rückhalt. Der Ansehensverlust ist so dramatisch, dass Juan Carlos mit seiner Abdankung die Notbremse zieht. Er hofft, dass mit seinem Sohn ein Neuanfang gelingt.

Nun also kommt es auf den 46-jährigen Felipe an. Unter allen europäischen Thronfolgern übernimmt er die schwierigste Aufgabe. Königin Beatrix hinterließ Willem-Alexander 2013 in den Niederlanden ein geordnetes Haus. Königin Elizabeth II. war noch nie so beliebt wie derzeit — die Zweifel am britischen Königshaus sind nach vielen Skandalen verblasst.

Für den künftigen König Felipe und für alle anderen gilt: Sie müssen durch ihre Person, ihr Auftreten und Verhalten überzeugen und Vertrauen gewinnen. Gelingt ihnen das nicht, werden sie vom Thron gejagt. Auch wenn sie immer noch nicht demokratisch gewählt sind: Sie sind schon lange keine Monarchen von Gottes Gnaden mehr. Sie sind Monarchen von Volkes Gnaden.