Neuer Schwung in Kopenhagen
Na also, es geht doch: Alle 27 EU-Staaten haben zugesichert, den armen Ländern schon vor Inkrafttreten eines neuen Weltklima-Abkommens beim Aufbau von wichtigen Umweltprojekten zu helfen. Sie haben nicht nur ihren guten Willen bekundet, sondern konkrete Zahlen auf den Tisch gelegt und am Ende ein Milliarden-Hilfspaket geschnürt, das sich sehen lassen kann.
Selbst die von der Wirtschaftskrise stark gebeutelten Osteuropäer werden nun in den gemeinsamen Topf einzahlen.
Das sendet eine starke Botschaft nach Kopenhagen: Seht her, wir wollen unseren Beitrag leisten. Auch wenn’s in diesen Zeiten schwer fällt. Tatsächlich war dieses Signal überfällig. Längst hatte sich bei den Verhandlungen ein tiefer Graben zwischen den Armen und den Reichen dieser Welt aufgetan. Die Entwicklungsländer leiden am meisten unter dem Klimawandel und sind am wenigsten dafür verantwortlich. Ohne ausreichende Finanzierung können sie schlichtweg keine Zusagen machen.
Nun scheint eine Versöhnung möglich. Die USA bewegen sich beim Klimaschutz unter Barack Obama schneller als je zuvor. Es gibt kaum ein Land mehr, das die Sache komplett in Frage stellt - und die Europäer sind fest entschlossen, die Konferenz zu einem guten Abschluss zu bringen. Wenn in der letzten Woche die Staats- und Regierungschefs persönlich nach Kopenhagen reisen, wird das noch einmal Schwung in die Debatte bringen. Dann wird der Druck steigen, Ergebnisse vorzuweisen.
Allerdings ist auch noch viel zu tun. Bislang reichen die Angebote bei weitem nicht aus: Selbst wenn alle Staaten das, was sie versprechen, auch unterschreiben und zu Hause umsetzen, würde die Durchschnittstemperatur auf der Welt wohl um 3,5 Grad steigen. Das ist mehr, als unsere Erde verkraftet. Wissenschaftler haben immer wieder davor gewarnt, dass die Folgen des Klimawandels kaum noch zu beherrschen wären. Die Finanz-Zusagen sind also nur ein erster Schritt - ein Zwischenerfolg, mehr nicht. Als nächstes müssen alle 192 Teilnehmer wirklich anerkennen, dass die Erderwärmung um höchstens zwei Grad steigen darf. Das muss in einem Vertrag festgeschrieben werden, wir brauchen realistische Reduktionsziele und eine internationale Überwachung.