VW-Patriarch will Dutzend vollmachen
Wann immer VW-Patriarch Ferdinand Piëch in Wolfsburg einen Wunsch im Guten oder Bösen geäußert hat - der VW-Konzern hat ihn ihm erfüllt. Er wollte den ihm widerwilligen Bernd Pischetsrieder nicht mehr als VW-Chef - er wurde entlassen.
Er wollte seine Nobelmarken- er hat sie bekommen. Er wollte Porsche bei VW unterbringen - er hat es geschafft. Er heizte seit Monaten die Spekulationen um eine mögliche Beteiligung an Suzuki an und nannte den ehemaligen GM-Partner eine "waschechte Marke". Das reichte für VW-Chef Martin Winterkorn aus, mit knapp 20 Prozent bei den Japanern einzusteigen.
Der Porsche-Enkel will aber noch mehr: Er will das Dutzend bei den Marken vollmachen - soviel, wie er Kinder hat. Das könne man sich besser merken, kommentierte Piëch seine Absicht. Porsche wird die zehnte Marke, Suzuki über kurz oder lang die elfte, und die Nummer zwölf ist auch bereits ausgeguckt: MAN mit seinen Lkw. Dann dürfte VW vor dem Erzrivalen Toyota Auto-Weltmeister sein, und Piëchs Imperium verfügt über alle Typen der Mobilität - vom Motorrad über Kleinst- und Kompaktwagen bis hin zu Nobelkarossen und Schwerlastern.
Die hastige Expansion - innerhalb von drei Tagen der Einstieg bei Porsche und Suzuki - hat für VW neben Licht- aber auch Schattenseiten. An Geld mangelt es den Wolfsburgern - anders als Opel - nach der beschlossenen milliardenschweren Kapitalerhöhung zwar nicht. Aber die Integration und Allianz mit Leben zu füllen, dürfte für die Mannschaft um Winterkorn zur Herkules-Aufgabe werden. Die Neuzugänge müssen schnell in das Räderwerk des Konzerns eingepasst werden. Falls das nicht klappt, kann es teuer werden.
Anders als Daimler mit seinem ausgeträumten Traum von einer Welt AG hat VW aber alle Chancen, ganz vorne in der Auto-Weltliga mitzuspielen. Suzuki soll für VW der Türöffner für den boomenden Markt in Indien spielen. Dort steckt die Motorisierung noch in den Kinderschuhen. Und Suzuki ist als Nummer neun weltweit ein profitabler Hersteller, der aber ein paar Entwicklungsschwierigkeiten hat. Dabei kann VW helfen. Volkswagen erhält im Gegenzug tiefen Einblick in kostengünstige Produktionen. Beide zusammen könnten ein Traumpaar werden.