Meinung Schnellere Termine für Privatpatienten: Der Praxistest entscheidet

Berlin · Diese leidige Erfahrung hat wohl schon jeder Kassenpatient gemacht: Bis man einen Termin beim Facharzt bekommt, vergeht manchmal eine halbe Ewigkeit. Und dieser ärgerliche Zustand hat sich eher noch verschlimmert.

Stefan Vetter.

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Nach einer aktuellen Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung geben inzwischen 32 Prozent der gesetzlich versicherten Patienten an, länger als drei Wochen auf einen Besuch beim Spezialisten warten zu müssen – vier Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Es ist deshalb aller Ehren wert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn diesem Problem nun per Gesetz zu Leibe rücken will. Allerdings birgt sein jetzt vom Kabinett verabschiedeter Entwurf auch Risiken und Nebenwirkungen.

Die Grundidee besteht darin, niedergelassene Mediziner mittels einer besseren Honorierung zur Behandlung von mehr Patienten zu bewegen. Das ist nicht verwerflich. Denn Leistung soll sich schließlich auch lohnen. Wird etwa ein neuer Patient behandelt, winkt eine höhere Vergütung. Doch was für die einen gut ist – nicht selten bekommen neue Patienten noch viel schwieriger einen Termin – könnte für die anderen zum Bumerang werden.

Den Nachteil haben dann aber womöglich angestammte Patienten, die auf Folgetermine angewiesen sind. Auch Patienten, die über eine Terminservicestelle vermittelt werden, sollen den Praxisärzten künftig mehr Geld bringen. Im Umkehrschluss könnte es weniger erfolgversprechend werden, direkt beim Facharzt um einen Termin zu bitten. Denn in einem solchen Behandlungsfall bleibt für den Mediziner finanziell alles beim Alten.

So gut es klingt, wenn die Praxen demnächst mindestens 25 Sprechstunden pro Wochen anbieten müssen - viele tun das heute schon. Also dürfte die positive Wirkung hier begrenzt sein.

Interessant wird also der Praxistest. Sollte sich Spahns Vorlage nicht bewähren, muss nachgesteuert werden.