Treuhänder und Täter, Bankiers und Banker

Kommentar Strafurteile im Sal. Oppenheim-Prozess

Ludwig Poullain, der kürzlich verstorbene frühere Chef der WestLB, hat schon vor elf Jahren Sätze gesagt, die das Landgericht Köln unredigiert in seine Urteilsbegründung zum Sal. Oppenheim-Prozess übernehmen könnte. Und zwar an der Stelle, wo es um die persönliche Vorwerfbarkeit des Verhaltens der Verurteilten geht. Über seine Zunft sagte der zornige Poullain damals: Wir sind Treuhänder. Die Bürger unseres Staates haben uns wesentliche Teile des von ihnen erarbeiteten Vermögens anvertraut. Dieses Vertrauen kann nur gerechtfertigt werden durch die Erfüllung der Pflicht, die Werte nicht nur sicher anzulegen, sondern auch mit einem höchstmöglichen Bonus auszustatten.

Nun wurden die Treuhänder wegen Untreue verurteilt. Nicht so hart, wie es die Staatsanwaltschaft gefordert hatte, aber immerhin. Einer soll sogar hinter Gitter.

Es war ein spektakulärer Prozess mit großen Namen auf der Zeugenbank: Ex-Karstadt-Chef Thomas Middelhoff oder die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, die die Manager ihrer Hausbank dafür verantwortlich macht, dass sie einen Großteil ihres Vermögen verlor.

Es waren vor allem Millionäre oder Milliardäre, die dem einst so renommierten Bankhaus ihr Geld anvertrauten. Reich haut Steinreich übers Ohr — was muss das den kleinen Bankkunden scheren, in dessen Namen schließlich das Urteil gesprochen wurde? Das muss es sehr wohl. Setzt es doch Maßstäbe, wie die Justiz auch anderen Banken vorstehende „Treuhänder“ behandeln kann und wird, die zu Lasten anderer zocken. Dass Staatsanwälte selbst bei großen Namen längst keine Beißhemmung mehr haben, zeigt der laufende Strafprozess gegen den scheidenden Vorstand der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen. Auch wenn es dort um andere Vorwürfe geht.

Der Name Sal. Oppenheim steht nun für den Niedergang einer renommierten Traditionsbank. Und die Strafurteile gegen die frühere Führungsriege bestätigen einmal mehr das schlechte Image der Bankenbranche. Ein Imageverfall, den Ludwig Poullain schon vor Jahren so umriss: An die Stelle des sich auch dem Wohle dieses Landes verpflichtet fühlenden Bankiers ist der Banker getreten.