Meinung Wahlfreiheit — ja bitte

Wer als Letzter seine Karten auf den Tisch legt, muss nicht unbedingt das beste Blatt haben. Die CDU hat lange gewartet, bis sie mit einer Position zum Turbo-Abi herausrückte. Für große Ohs und Ahs konnte der der FDP-Initiative doch sehr ähnliche Vorschlag dabei nicht gerade sorgen.

Foto: Sergej Lepke

Aber darauf kommt es nicht an. Es geht um die eher grundsätzliche Entscheidung zwischen zwei Alternativen: Soll die Politik allen Schulen im Land eine einheitliche Leitentscheidung vorgeben im Sinne von: Ihr macht jetzt alle G9 oder ihr müsst alle bei G8 bleiben. Oder ihr vereint G8 und G9 unter einem Schuldach. Die zweite Alternative: Man lässt den Schulen und Eltern vor Ort die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden.

Die Politik dürfe die Schulen nicht mit einer Wahlfreiheit ins Chaos entlassen, wird für eine landesweit geltende Leitentscheidung argumentiert. Doch mit einer solchen Vorgabe droht man den Fehler, den man mit dem einheitlich für die Gymnasien geltenden Turbo-Abi gemacht hat, zu wiederholen. Was bitte soll so schlimm daran sein, wenn man diejenigen Schulen, die gut mit dem Turbo-Abi klar kommen, so weitermachen lässt wie bisher? Andererseits dürften Konzepte, die G8 und G9 unter dem Dach einer Schule zusammenführen, für neue bürokratische Belastungen sorgen.

So richtig die Wahlfreiheit für die Schulen also ist, so realitätsfern ist doch die Behauptung von CDU-Chef Laschet, man könne eine Reform in dieser Frage schon zum September 2017 in Kraft setzen. So schnell arbeitet ein Gesetzgeber nicht. Und: Was ist so schlecht daran, dass die politischen Lager das für Eltern und Schüler so wichtige Thema und ihre Lösungskonzepte dem Wähler vorlegen? Demokratie nennt man das. So wie es auch ein Zeichen lebendiger Demokratie ist, dass ein hartnäckiges Nachhaken aus der Gesellschaft beim Thema Turbo-Abi überhaupt dazu geführt hat, dass die Politik eine Kehrtwende nicht mehr einfach wegschieben konnte.