Meinung Wohnproblem für Jamaika
Während des Wahlkampfes konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, dass mancher Spitzenpolitiker erst durch die Begegnung mit den Bürgen von den massiven Problemen auf dem Wohnungsmarkt erfahren hat.
Hohe Mieten, hohe Nebenkosten, horrende Preise — wer ein Dach über den Kopf haben will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Wenn er denn überhaupt bei der Wohnungssuche mit unzähligen Mitbewerbern in die engere Wahl der Vermieter kommt.
Unschuldig ist die Politik daran nicht. Sie hat die Probleme auf dem Wohnungsmarkt jahrelang ignoriert, zum Teil durch ihre Regelungswut verschlimmbessert und den sozialen Wohnungsbau missachtet. Und wenn doch einmal gegengesteuert wurde, dann mit Instrumenten wie der „Mietpreisbremse“, die in einer kaum tauglichen Form ins Gesetzesblatt gehievt wurde. Aber der Begriff klingt halt gut.
Bauen und Instandhaltungsarbeiten werden nun ebenfalls immer teurer. Sagt das Statistische Bundesamt. Per se steckt dahinter eine positive Entwicklung — die Branche verzeichnet volle Auftragsbücher, die Nachfrage nach Immobilien ist wegen der niedrigen Zinsen hoch, die Zahl der Beschäftigten wächst. Doch es fehlt an Kapazitäten, und wenn das Angebot knapp ist, steigen die Preise. Das nennt man Marktwirtschaft.
Mittelfristig verstärkt dies aber nur den negativen Trend auf dem Wohnungsmarkt — und zwar nicht nur für diejenigen, die bauen wollen. Sondern auch für jene, die lediglich eine Wohnung suchen. So schnell, wie die Bedarfe wachsen, kommt die Branche kaum nach. Das Problem des bezahlbaren Wohnens in Deutschland dürfte daher in den nächsten Jahren noch zum Mega-Problem werden.
Ergo: Falls es eine Jamaika-Koalition geben wird, muss die kommende Bundesregierung auch daran gemessen werden, wie sie die Lage auf diesem völlig überhitzten Markt entspannen will. Und zwar zügig.