Der Klang verrät, ob der Mast gesund ist
Alle sieben bis acht Jahre werden in Burscheid die Holz-Strommaste auf ihre Standfestigkeit hin untersucht.
Burscheid. Routiniert klopft Reiner Herrmann mit einem Hammer einen der Strommaste an der Brucher Mühlenstraße ab. Wäre der 1977 aufgestellte Holzmast nicht mehr gesund, würde Herrmann das merken. „Einerseits ist der Klang dann dumpfer, andererseits federt der Hammer anders. Das ist eine Mischung aus Gefühl und Klang“, erklärt er.
Der Holzschutzwerker arbeitet für Heinz Kremer Mastenschutz. Seit 1952 ist das Velberter Unternehmen in ganz Deutschland und dem umliegenden Ausland unterwegs, um Freileitungsholzmaste auf ihre Qualität und Standsicherheit hin zu untersuchen, seit 1954 machen sie das auch in Burscheid. Etwa 600 Stück werden hier zurzeit abgeklopft.
„Diese Kontrollen werden in der Regel alle acht Jahre während der frostfreien Zeit durchgeführt“, sagt Jörg Volters, Geschäftsführer des Unternehmens. Die Energieversorgung Leverkusen (EVL) lässt die Masten in der Region allerdings bereits alle sieben Jahren kontrollieren.
Die Schwierigkeiten für die Holzschutzwerker sind dabei unterschiedlich. „Holz hört sich immer anders an — je nachdem, wie sich Feuchtigkeit und Temperaturen auswirken oder wie es imprägniert ist“, erklärt Volters. Um sich vorher ein Bild machen zu können, geben Mastnägel die nötigen Infos — über die Größe, den Lieferanten, die Holzart und wie es imprägniert ist. In der Region wird meist Kieferholz verwendet, an der Brucher Mühlenstraße sind die Maste rund neun Meter lang — rund ein Sechstel davon ist unter der Erde.
Nachdem Herrmann den unteren Teil des Mastes kontrolliert hat, geht er mit den Steigeisen nach oben. Der Strom wird dazu nicht abgeschaltet — zu dicht an die Leitungen geht er nicht. Für die Spitze gibt es eine sogenannte „isolierte Betätigungstange“, die mit einem Spiegel ausgestattet ist.
Ist der Mast in Ordnung, bekommt er eine Kennzeichnung: Für neuwertiges Holz gibt es eine Eins, ein Mast mit Altersspuren oder Gebrauchsmerkmalen wird mit Zwei eingestuft und ein alter Mast, der aber noch standsicher ist, bekommt eine Drei. Muss er ausgetauscht werden, wird er auf Sichthöhe rot markiert, fotografiert und dem Auftraggeber gemeldet. „Wie schnell er dann ausgetauscht werden muss, hängt auch davon ab, wo er steht. In der Nähe eines Kindergartens oder einer Schule muss das natürlich schneller passieren“, sagt Volters.
Die häufigsten Schäden an Holzmasten verursachen holzzerstörende Pilze und Insekten. Wird neben der Kontrolle aber auch die Mastnachpflege regelmäßig durchgeführt, kann Freileitungsholzmast alt werden. „Die ältesten Holzmaste, die wir in Deutschland kontrollieren, sind von 1913“, sagt Volters.