Ausstellung Auf fotografischen Spuren durch Kamerun

Köln · Eine Frau trägt durch eine malerische Landschaft ein schweres Bündel auf ihrer Schulter. Plötzlich bleibt sie stehen, nimmt ein Gefäß aus ihrem Tuch und schüttet Erde auf den Boden. Diese symbolische Geste der Rückgabe ist die künstlerische Antwort der südafrikanischen Künstlerin Lebohang Kganye auf die Begegnung mit der Fotosammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM).

Die Künstlerin Lebohang Kganye zeigt ihre Werke im Rautenstrauch-Joest-Museum.

Foto: ©Rolex/Audoin Desforges/Audoin Desforges

Der Film „A Burden consumed in Sips“, den die Künstlerin produziert hat, zeigt diese Szene. Er ist Teil der Ausstellung „Lebohang Kganye. Shall you return Everything, but the Burden“, die am Donnerstag, 11. Mai, zum Photoszene-Festival im RJM eröffnet wird.

Wem gehören die Inventare eines Archivs? Wem gehören die Objekte in einem Museum und was soll damit eigentlich geschehen? Gerade das ethnologische Museum ist aufgrund dieser und anderer Fragen einer der umstrittensten Orte der Gegenwart. An genau diesen Ort begibt sich Lebohang Kganye mit ihrer Arbeit im Foto-Archiv. Ausgangspunkt ihrer Arbeit sind Illustrationen und Fotografien der deutschen Malerin und Fotografin Marie Pauline Thorbecke, die von 1911 bis 1913 gemeinsam mit ihrem Mann Franz Thorbecke im Auftrag der Deutschen Kolonialgesellschaft eine Expedition nach Kamerun unternahm. „Nach dem Öffnen verschiedener Kisten im Rautenstrauch-Joest-Museum entdeckte ich Landschaftsdarstellungen im Panoramaformat und Strichzeichnungen auf gealtertem Papier. Die Aussicht auf dieses unberührte Paradies und die Leere der malerischen afrikanischen Landschaft haben mich magisch angezogen. Ich erkannte die koloniale Irritation, die von historischer Gewalt geprägt war. Meine Auseinandersetzung mit dieser Begegnung war meine Art, das Land zu sehen“, erzählt Lebohang Kganye.

Die südafrikanische Fotografin und „Geschichtenerzählerin“ – wie sie sich selbst bezeichnet – reiste 110 Jahre später auf diesen fotografischen Spuren erneut durch Kamerun. Neun Orte bereiste sie, begegnete Menschen und las Bücher, die die Kolonialzeit aus kamerunischer Perspektive beleuchten. Es ist eine Annäherung an eine Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven.

Kganye verwebt diese unterschiedlichen Seiten ein und derselben Geschichte in ihrer Installation „Two Stories of (Hi)stories Betray me“, die sie eigens für die Ausstellung geschaffen hat. In sechs bühnenbildartigen Szenen verwebt die Künstlerin Anekdoten und Geschichten aus Kamerun mit den historischen Aufnahmen Thorbeckes und ihrer ganz persönlichen Geschichte. Es geht ihr nicht darum, koloniale Protagonisten auf Fotos erneut in den Mittelpunkt zu stellen. Kganye nutzt die vorhandenen Bilder, um neue zu produzieren. Dadurch löst sie sie aus ihrem rein kolonialen Zusammenhang, findet und stellt neue Bedeutungszusammenhänge her und fragt nach der Bedeutung dieser Bilder in der Gegenwart.