Köln Theater: Großbaustelle wird zur Bühne

Das Kölner Schauspiel will in die Innenstadt zurückkehren. Intendant Stefan Bachmann will zudem das Depot in Mülheim erhalten.

Die Dauerbaustelle Kölner Oper — hier ein Foto aus dem Jahr 2014.

Die Dauerbaustelle Kölner Oper — hier ein Foto aus dem Jahr 2014.

Foto: Stephan Eppinger

Köln. Noch ist es nur schwer vorstellbar, dass auf der Großbaustelle des Offenbachplatzes mitten in Köln jemand anderes als Bauarbeiter das Sagen haben. Doch das soll sich in der neuen Saison des Schauspiels ändern. Dann sollen in den früheren Opernterrassen Schauspieler vor Publikum auf der Bühne stehen und das jede Woche in der Spielzeit. So wird der Offenbachplatz zur „Außenspielstätte.“

„Junge Regisseure inszenieren dort junge Stücke. Ausschliesslich Ur-und Erstaufführungen. Damit erhält dieser Ort auch wieder, neben allen baulich-finanziellen Diskussionen, seine eigentliche Bedeutung zurück. Es wird ein Signal sein für die Kölner Bürger, meine Mitarbeiter und letztlich auch für die Arbeiter auf der Baustelle: dies hier ist nicht einfach nur ein Fass ohne Boden, sondern hier wird dereinst wieder Kultur stattfinden“, erklärt Intendant Stefan Bachmann. Entwickelt wurde die Idee schon im März, aktuell arbeitet man an der Umsetzung des ambitionierten Projektes.

Für Bachmann ist die Spielstätte im Depot des Carlswerk im rechtsrheinischen Stadtteil Mülheim längst schon keine Interimslösung mehr: „Der Begriff „Interim“ ist durch die Verzögerung der Sanierungsmassnahmen obsolet geworden. Wir werden am Ende vielleicht sechs Jahre in Mülheim gewesen sein. Das sind keine Jahre, die wir irgendwie überbrücken, sondern wir machen mit aller Kraft im Hier und Jetzt Theater.“

Das sei jeden Tag eine Herausforderung für ihn und seine Mitarbeiter auf dem früheren Industriegelände. „Das Depot ist nicht für den Repertoirebetrieb mit dem regulären Spielplan eines Stadttheaters ausgerüstet. Dass wir dies trotzdem unserem Publikum anbieten können, ist nur durch eine besondere Kraftanstrengung aller Mitarbeiter möglich.Trotzdem macht die Arbeit hier Spaß, denn das Theatermachen an diesem besonderen Ort ist besonders sinnfällig.“

So bereut es Bachmann auch nicht, dass er als Intendant eines städtischen Theaters anders als vereinbart ohne das für diesen Zweck bestimmte Gebäude auskommen muss: „Wenn sie mich fragen würden, ob ich es bereue, in Köln Intendant geworden zu sein, würde ich Ihnen ebenso mit nein antworten, denn ich habe hier in diesen schweren Zeiten sehr viel gelernt.“

Das Depot will Bachmann auch nach der Rückkehr in die Innenstadt ins neue Opernquartier erhalten: „Aus dem Depot könnte ein Probebühnenzentrum entstehen, ein zentrales Lager für die diversen Fundusse der Bühnen Köln, eine rechtsreihnische Spielstätte inklusive Bürgerbühne. So könnte auch der „Carlsgarten“, unser Urban-Gardening-Projekt vor dem Depot, erhalten bleiben. Dies alles ist komplett durchgeplant und -gerechnet. Und besonders teuer ist das alles im Vergleich mit ähnlichen Projekten in anderen Städten auch überhaupt nicht. Jetzt muss sich die Stadt entscheiden, ob sie das will.“

Positiv beurteilt Bachmann den Austausch von Bühnen in NRW: „Man kann schöne Sachen machen. Ich wage mit meinem Düsseldorfer Kollegen Wilfried Schulz, den ich schon lange kenne, in der neuen Spielzeit ein Experiment: Wir tauschen zwei komplette Inszenierungen. Wenn wir in Köln den „Revisor“ aus Düsseldorf zeigen, können die Düsseldorfer zeitgleich die Kölner Inszenierung von „Geschichten aus dem Wiener Wald“ sehen. Jedes Theater gewinnt also für ca. zehn bis zwölf Vorstellungen eine Inszenierung fürs Programm zusätzlich dazu. Das ist die Synergie von zwei Bühnen, die sich künstlerisch auf Augenhöhe befinden!“