Ramadan: Besinnlich wie zu Weihnachten

Ein Besuch im Türkischen Kulturzentrum Burscheids zum Fastenbrechen nach Sonnenuntergang.

Burscheid. Ufuk Kayatas sieht ein wenig aus eine Mischung aus Ranga Yogeshwar und Versicherungsvertreter. Der 41-Jährige schaut etwas grimmig drein, während er sich über sein Essen beugt. Fragen beantwortet er lediglich mit Hilfe eines Dolmetschers, er ist erst seit 15 Monaten in Deutschland. Seine zwei Kinder könnten die Sprache schon wesentlich besser, lässt er ausrichten. Kayatas ist der Imam der muslimischen Gemeinde in Burscheid. Nach dem ersten Eindruck wird klar: Sein Grimm ist wohl eher die Kombination aus Hunger nach einem zehrenden Tag des Fastens und der Konzentration aufs Gebet.

Vielmehr herrscht im Türkisch-Islamischen Kulturzentrum eine Stimmung wie in christlichen Familien am Heiligabend. Und das allabendlich: Während des Fastenmonats Ramadan kommen zwischen 50 und 60 Muslime aus Burscheid und Umgebung hierher, um gemeinsam nach Sonnenuntergang das Fasten zu brechen und zu beten. Hände werden gereicht, Umarmungen ausgetauscht, die Menschen lächeln zufrieden.

Der Ramadan ist ein Fest der Einfachheit; in dem spröden Essenssaal im Obergeschoss mit seinen grünen Fliesen ist man da ganz richtig. "Vor allem ist es die Zeit des Entgegenkommens", sagt Murat Türksoy, Geschäftsführer des Kulturvereins. Da greift der Vorstand auch mal selbst zur Kelle und schöpft Reis und Suppe aufs Essgeschirr. Der 14-jährige Muharrem wartet geduldig, bis der Imam das Signal gibt. "Den ganzen Tag nichts zu essen und trinken macht mir nichts aus", sagt er. Er beteiligt sich am Fasten, seit er neun ist. Er habe immer problemlos durchgehalten.

Nach der - vor allem süßen und an Ballaststoffen reichen - Mahlzeit bittet der Imam zum Gebet in den mit ausladend verziertem Teppich und Fliesen prächtig wirkenden Nebenraum. Mit dem Gesicht symbolisch in Richtung Mekka gerichtet ist jeder einzelne andächtig in die Verse und die vorgegebenen Bewegungen vertieft. Die Frauen beten ebenfalls; im Nebenraum verfolgen sie das Gebet über einen Lautsprecher mit. Sie bleiben auch anschließend unter sich, während die Männer unten im Aufenthaltsraum einen Tee trinken und sich unterhalten. Das Licht ist schon aus, als Muharrem in den Gebetsraum stürzt. "Tschuldigung, zu spät", hechelt er. "Kein Problem", sagt Murat Türksoy, "das sieht niemand streng. Jeder betet, wann er kann."

Ramadan Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islam. Gemäß dem Mondkalender beginnt der Ramadan, wenn die jüngste sichtbare Mondsichel (nicht gleich Neumond) sichtbar ist, und endet bei der nächsten neuen Mondsichel. Höhepunkt ist die "Nacht der Bestimmung", in der Muhammad die erste Sure des Korans herabgesandt kam. Nach dem Ramadan wird bis zu drei Tage lang das Zuckerfest (arabisch: Id-ul Fitr) gefeiert.

Inhalte Von Sonnenauf- bis untergang halten sich die Muslime von sämtlichen Genüssen fern, darunter der Nahrungsaufnahme, Zigaretten sowie Sex. Außerdem sollen sie besonders achtsam mit ihren Mitmenschen umgehen, nicht fluchen und die Armen unterstützen.

Ausnahmen Ausgenommen sind Kinder, Kranke, Schwangere und Frauen in der Menstruation. Es besteht die Möglichkeit, verpasste Fastentage nachzuholen.