Schliephake-Werk noch ohne Bleibe
Seit Jahren lagern die Arbeiten provisorisch in einem Büro.Mit dem Tod des Künstlersohns gehen weitere 47 Gemälde in den Besitz der Stadt über.
Burscheid. Wilhelm Schliephake ist tot. Der Sohn des beliebten Burscheider Malers Walther Schliephake (1888—1968) starb am Montag im Alter von 83 Jahren nach einem Krankenhausaufenthalt im Pilgerheim Weltersbach, wo er sich in der Kurzzeitpflege befand. Mit seinem Tod rückt der künstlerische Nachlass seines Vaters wieder ins Blickfeld.
Wilhelm Schliephake, der keine Kinder hat, war seit Jahren darum bemüht gewesen, das Erbe seines Vaters für die Nachwelt zu sichern. Nach vielen Gesprächen und Anläufen kam es im Sommer 2007 schließlich zu einer Einigung mit der Stadt Burscheid.
163 Grafiken, 23 Gemälde, 22 Fotos und 130 Archivalien wurden aus dem Leichlinger Wohnhaus des Künstlersohns ins Rathaus geholt und dort von ehrenamtlichen Helfern über ein Dreivierteljahr gesichtet und archiviert. Mitte November 2007, gut acht Jahre nach dem entsprechenden Ratsbeschluss, folgte endlich auch die Unterzeichnung des Vertrags über die Dauerleihgabe. Die Patenschaft übernahm der Geschichtsverein.
Mit dem Tod Wilhelm Schliephakes gehen jetzt vertragsgemäß neben der gesamten Dauerleihgabe auch die restlichen 47 Gemälde des Künstlers aus dem Privatbesitz des Sohnes in das Eigentum der Stadt über. Damit wird die Frage der dauerhaften Aufbewahrung des Nachlasses noch drängender.
Bereits 2008 hatte der Geschichtsverein zugesagt, dafür einen Raum im Haus der Kunst zur Verfügung zu stellen. Dazu ist es aber bisher nicht gekommen. Noch immer lagern die Werke im Rathausbüro der Archivarin Iris Kausemann, die für fünf Stunden in der Woche nach Burscheid kommt, um das Stadtarchiv zu unterstützen.
Aus dem Wunsch Wilhelm Schliephakes, die Arbeiten seines Vaters dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen, wird nach derzeitigem Stand nichts werden. Einige Werke sind auf der Bürgermeisteretage im Rathaus zu sehen. Ansonsten aber passt die Idee einer Dauerausstellung weder ins Ausstellungskonzept des Rathauses noch des Hauses der Kunst oder der Lambertsmühle.
„Ich könnte mir vorstellen, die Schliephake-Arbeiten im Rathaus mal auszutauschen“, sagt Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss. Auch zeitlich begrenzte Ausstellungen in Kooperation mit der Lambertsmühle oder dem Altenzentrum seien denkbar.
Die letzten Schliephake- Ausstellungen im Haus der Kunst waren im März 1998 und im Januar 2009 zu sehen. Dabei zeigte gerade die zweiwöchige Werkschau vor knapp vier Jahren, wie sehr der mit seiner Heimatstadt eng verbundene Künstler in den Herzen der Burscheider verankert ist: Mit fast 450 Besuchern war es die bisher erfolgreichste Ausstellung im Haus der Kunst.