Diskussion um Neuansiedlungen Darum zögert Kaarst bei Flächenvergabe
Kaarst · Kaarst hätte zusätzliche Einnahmen aus Gewerbesteuern bitter nötig. Doch Neuansiedlungen von Unternehmen sind ein kompliziertes Unterfangen. Im Wirtschaftsausschuss wurde jetzt erklärt, warum das so ist.
Die Stadt steht finanziell alles andere als gut da. Vor diesem Hintergrund steht die Frage im Raum, ob die Ansiedlung neuer Unternehmen, die Gewerbesteuern in die klammen Kassen bringen könnten, nicht forciert werden müsste.
In der Sitzung des Wirtschafts-, Finanz- und Digitalisierungsausschusses erklärte Wirtschaftsförderer Felix Hemmer jetzt, wie schwierig es ist, die passenden Unternehmen zu finden. Schließlich wird längst nicht jedes Unternehmen genommen. Bürgermeisterin Ursula Baum drückte es so aus: „Wir sind sehr wählerisch.“
Das Gewerbegebiet Kaarster Kreuz I verfügt über eine Netto-Gesamtfläche von 67 840 Quadratmeter und ist bereits erschlossen. Nach der Absage eines Investors – es ging um 12 000 Quadratmeter – wurde im Grundstücksausschuss und im Rat im Juni ein Verkaufsbeschluss an einen internationalen Konzern gefasst. Und wie ist der Sachstand im Gewerbegebiet Kaarst-Ost? Das mit Abstand größte verfügbare Grundstück – es ist 15 000 Quadratmeter groß – ist verkauft. Der Notartermin war am 4. Dezember. Dort wird der Hauptsitz eines Unternehmens entstehen.
Das Auftaktgespräch zum Bauantrag ist bereits erfolgt. In diesem Gewerbegebiet sollen auch Parkmöglichkeiten für alle zukünftigen Nutzer geschaffen werden, zunächst in Form von normalen Stellplätzen, wobei bei Bedarf ein zentrales Parkhaus entstehen könnte.
Der Platenhof mit einer Netto-Gesamtfläche von 14 900 Quadratmetern wartet noch auf neue Besitzer. Bezüglich der Hofstelle erklärte Felix Hemmer: „Es gibt Gespräche mit unterschiedlichen Investoren, um eine zukünftige gewerbliche Nutzung abzuklären.“ Es gebe einen Interessenten für den Bereich der Scheune. Der Interessent hat eine Pachtzahlung für 15 Jahre und eine Gewinnbeteiligung vorgeschlagen.
Die „Klitzenfläche“ ist 18 540 Quadratmeter groß. Alle Flächen sind bis auf 3400 Quadratmeter vermarktet. Für diese Fläche wird es eine Veränderung geben: Der Strommast im Osten dieser Gewerbefläche wird ersetzt durch einen neuen Strommast, der etwas weiter nördlich errichtet wird. Die Bauarbeiten sollen im vierten Quartal erfolgen. „Es gibt dennoch vier Interessenten aus Kaarst“, so Hemmer.
Es gibt auch noch einige Einzelflächen. Da sind zum Beispiel die 12 500 Quadratmeter auf dem Storkesfeld neben Ikea. „Gespräche zwischen Unternehmer und privaten Inhabern aufseiten des Neusser Stadtgebiets laufen noch. Das ist weiterhin ein positives Zeichen“, sagte der Wirtschaftsförderer. 4700 Quadratmeter in Holzbüttgen-Ost neben Vangenhassend suchen bald einen neuen Eigentümer. Das Grundstück wird gerodet und aufbereitet, das Exposé erstellt. Die Vermarktung kann in Kürze beginnen.
Felix Hemmer erklärte, wie und in welchem Ausmaß man sich um die Vermarktung der Gewerbeflächen bemüht. Dazu nannte er Zahlen wie diese: „Bis einschließlich Oktober 2024 wurden Gespräche mit 367 Unternehmen geführt.“ Nach dem Erstkontakt wurden 248 dieser Anfragen durch die Wirtschaftsförderung abgelehnt. Hauptgründe waren ein zu hoher, das heißt ein Flächenbedarf über 15 000 Quadratmeter, oder ein zu geringer Flächenbedarf – hier ging es um Flächen unter 1300 Quadratmeter. Zu Ablehnungen durch die Wirtschaftsförderung führten auch Anfragen über nicht zugelassene und unerwünschte Nutzungen wie Logistik oder Einzelhandel.
Im Ausschuss erklärte Felix Hemmer, dass oft schon nach einem kurzen Telefonat feststehe, dass die Wünsche der Unternehmen in Kaarst nicht erfüllt werden können – oft geht es um Grundstücke von 40 000 bis 50 000 Quadratmeter, die es in Kaarst nicht gebe. Erstaunlich viele Anfragen für Kaarst Ost bezögen sich auf Einzelhandel. Zentrenrelevanter Einzelhandel soll aber im Zentrum angesiedelt werden.
Die Ausschussmitglieder erfuhren, dass immer wieder Rückschläge verkraftet werden müssen. „Für das Gewerbegebiet Kaarster Kreuz haben seit Dezember 2023 mehrere Unternehmen abgesagt“, erklärte Bürgermeisterin Ursula Baum. Und sie fügte hinzu: „Wir sind wirklich wählerisch. Wir könnten jeden Tag eine Fläche verkaufen, aber wir haben genaue Vorgaben.“