Boot 2025 in Düsseldorf Spezialkran „Big Willi“ holt 26-Meter-Luxusjacht aus dem Rhein

Düsseldorf · Vier Wochen vor der Messe Boot sind die ersten Schiffe in Düsseldorf an Land gebracht worden – mithilfe eines Großgeräts, das seit 44 Jahren allein auf diesen Einsatz spezialisiert ist. Was macht die Faszination von „Big Willi“ aus?

Messekran in Aktion: Hier holt „Big Willi“ eine 26-Meter-Jacht aus dem Wasser, das Schiff kam aus Rotterdam über den Rhein nach Düsseldorf.

Foto: Wolfgang Harste

Mittwoch, halb zehn in Düsseldorf: Gut zwei Dutzend Journalisten und Kameraleute haben sich am Rheinufer hinter dem Hotel Schnellenburg versammelt, um einer riesigen Maschine bei der Arbeit zuzuschauen. Sie ist höher als ein Einfamilienhaus, leuchtet in knalligem Orange und wummert wie ein schweres Baustellenfahrzeug. Gestatten: „Big Willi“, 44 Jahre jung, 79 Tonnen schwer – und ein gewichtiger Grund dafür, dass mitten auf dem europäischen Festland die weltweit größte Bootmesse stattfinden kann.

In vier Wochen werden 1500 Aussteller aus zig Nationen die Hallen der Messe Düsseldorf füllen und mehr als 200 000 Besucher anlocken. Damit die Boot 2025 ihrem Ruf als bedeutendste Leistungsschau der Wassersportindustrie gerecht werden kann, braucht es auch luxuriöse Jachten. Und hier kommt der Spezialkran „Big Willi“ ins Spiel: Er wurde 1980 einzig und allein dafür gebaut, große Schiffe aus dem Rhein an Land zu holen und auf einen Tieflader zu hieven.

50 Einsätze hat die Maschine bis zum Start der Messe, den ersten feiert das Messeteam medienwirksam an diesem Mittwochmorgen. Was macht die Faszination von „Big Willi“ aus? „Er ist einzigartig“, sagt Boot-Chef Petros Michelidakis und klingt dabei, als spräche er über einen alten Freund.

Aber tatsächlich ist der Kran ein Unikat, speziell angefertigt für seine Stammstrecke an Rheinkilometer 748,2: Dort fährt er mit seinen acht mannshohen Rädern die Böschung in Zeitlupe herunter, gesichert von zwei Seilwinden. Das Boot, das von ihm an Land geholt wird, wartet brav, bis er im Wasser angekommen ist und waagerecht steht. Dann fährt das Schiff in seinen Hohlkörper hinein, wird angegurtet, angehoben und die Böschung wieder hochgefahren.

Die größte Jacht, die „Big Willi“ dieses Jahr aus dem Rhein holt, heißt „Princess Y85“ und kommt gegen zehn Uhr zum Date mit der Maschine, um sich von ihr „auskranen“ zu lassen. 26 Meter Schiff, 67 Tonnen Gewicht – keine große Sache für den Kran, er kann bis zu 100 Tonnen stemmen.

Der Name stammt übrigens von seinem Paten, dem ehemaligen NRW-Innenminister Willi Weyer (FDP). Er sei seit der ersten Ausgabe der Boot im Jahr 1969 eng mit der Messe verbunden gewesen, erzählt Petros Michelidakis. Weyer habe sich auch dafür eingesetzt, dass schräg gegenüber der Messehallen am Rhein die Böschung asphaltiert wird, um große Schiffe an Land holen zu können. „Ohne diese Slipanlage wäre die Boot-Messe in der Form nicht möglich“, sagt Michelidakis.

Tieflader nimmt
das Schiff in Empfang

Wenn der Kran mit dem angegurteten Boot im Gepäck wieder an Land ist, fährt ein Tieflader wie ein langer Finger unter das Schiff und nimmt es in Empfang. Dass bei der etwa einstündigen Aktion die Sieben-Millionen-Euro-Jacht nicht beschädigt wird, liegt vor allem in der Verantwortung des erfahrenen Kranführers. Norbert Pilarski sitzt seit 30 Jahren hoch oben im Führerhaus von „Big Willi“. Von unten weist ihn ein Mitarbeiter des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel ein, pfeift und ruft: „Hebste vorne noch wat an, Norbert! Guut!“

Wenn die Jacht verladen ist, schiebt ein Lkw der Düsseldorfer Schwertransport-Spedition Max Goll das rollende Schiff rückwärts am Rheinufer entlang, dann hoch zur Messe und hinein in die Halle 6 – die Heimat der Luxusjachten. Dort wird das Boot mit vier kleinen Kränen abgeladen und in Position gebracht, damit es zum Start der Messe am 18. Januar bestaunt, besichtigt und bestenfalls auch verkauft werden kann. In den kommenden Wochen muss „Big Willi“ täglich ran, Auskranen ist angesagt. Während der Messe macht die Maschine Urlaub. Danach müssen alle Boote wieder in den Rhein hinabgetragen werden – es sei denn, sie wurden verkauft. Anschließend hat die Maschine für den Rest des Jahres Feierabend und muss erst wieder zur Vorbereitung der Boot 2026 an die Arbeit.

Wird Willi irgendwann in Rente gehen? Boot-Chef Michelidakis denkt nicht daran, schließlich laufe die Maschine zuverlässig und habe Kultstatus. Außerdem bekam der Kran kürzlich eine größere Wartung im Wert von 150 000 Euro spendiert: Gurte, Räder und Fender sind neu, alle Leitungen und die Hydraulik wurden geprüft, die Mannschaft hat frische Sicherheitskleidung bekommen. Bis auf Weiteres ist „Big Willi“ bei der weltgrößten Boot-Messe nicht wegzudenken.