Prachtbau am Rhein Düsseldorf soll eine Rheinterrasse 2.0 erhalten
Düsseldorf · Nicht nur Ehrenhof und Tonhalle müssen saniert werden, auch die Rheinterrasse wird bald 100 und benötigt eine Verjüngungskur.
Die Stadt will die Rheinterrasse auf ein neues Niveau heben. Das gilt baulich sowie inhaltlich mit Blick auf eine attraktive Programmgestaltung und Vermietung, für die ab Januar die Stadttochter D.Live zuständig ist. Die Sanierung der Fassade und von Teilen des Daches wird derzeit im Dezernat von Stadtkämmerin Dorothée Schneider vorbereitet. Zu Beginn des neuen Jahres sollen dafür die Ausschreibungen erfolgen. Der Finanzbedarf steht noch nicht fest, es ist jedoch mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag zu rechnen.
Die Rheinterrasse ist ein Schmuckstück und wie seine größeren Nachbarn Ehrenhof und Tonhalle für die Ausstellung Gesolei (Gesundheitspflege, soziale Fürsorge, Leibesübungen) errichtet worden. Düsseldorf glänzte 1926 einmal mehr als Ausstellungsstadt und präsentierte mit der fünfmonatigen Veranstaltung die größte Schau der Weimarer Republik. 7,5 Millionen Besucher suchten die mehr als 150 Pavillons, Hallen und Häuser am Rheinufer auf. Und da der Mensch nicht nur gucken, sondern auch essen will, wurde ein Großrestaurant mit mehreren Cafés und Versammlungssälen geplant: die Rheinterrasse.
Den von Wilhelm Kreis errichteten Bauten ergeht es wie allen fast 100 Jahre alten Bauwerken. An ihnen hat der Zahn der Zeit genagt. Bei den Gesolei-Bauten zeigt es sich unterschiedlich intensiv, welche Folgen die erstaunlich kurze Bauzeit von nur rund einem Jahr und die Lage am Rhein hat. Beim Kunstpalast entdeckten die Experten etwa eine unterschiedliche Qualität des Betons. Dort ist der Großteil der 50 Millionen Euro teuren Arbeiten abgeschlossen, aktuell ist die nördliche Fassade zur Straßenseite hin eingerüstet.
Die Tonhalle wird ein schwieriges Unterfangen. Für sie ist ein zweistelliger Millionenbetrag einzuplanen. Es geht vor allem um massive Feuchtigkeitsschäden, die unter anderem dadurch verursacht werden, dass das Dach über Rohrleitungen entwässert wird, die in den inneren Stützpfeilern des Kuppelbaus eingebaut sind.
Der Lastenaufzug steht
auf der Erneuerungsliste
Die Räume im Kellerbereich sind teils wegen starken Schimmelbefalls gesperrt.
Mit solchen komplizierten Aufgaben für die Planer und Bauleute rechnet die Kämmerein bei der Rheinterrasse nicht. Dorothée Schneider, die Architektin ist, weiß dennoch um die Herausforderungen. Man müsse das Gebäude genau untersuchen und schauen, wie stark man dann in die Struktur eingreift. Schäden an der Fassade fallen schnell ins Auge, wenn man genauer hinschaut. Sie ist hauptsächlich durch das rote Ziegelmauerwerk geprägt, aber auch durch Einfassungen aus Tuffstein aus der Eifelregion. Dieser Tuffstein weist Abplatzungen auf, die meist durch eindringendes Wasser verursacht worden sind. Auch lose Elemente sind zu sehen – selbst wenn der Zustand nicht katastrophal ist, gibt es viel Arbeit für die Steinmetze.
Die Rheinterrasse hat eine Bruttogeschossfläche von 9000 Quadratmetern. Sie hat diese Größe, weil sie in den Neunzigerjahren um den Radschlägersaal erweitert wurde. Der stand zuvor an der Fischerstraße, machte dann aber für die Ergo-Erweiterung Platz. Die Dachflächen auf dem Neubau (1135 Quadratmeter) sind noch relativ gut in Schuss, auf dem Altbau (2340 Quadratmeter) ist der Sanierungsbedarf größer. Zu klären ist, ob hier auch gedämmt wird. Dies ist mit dem Denkmalschutz zu klären, ebenso die Frage, ob statt der konventionellen Dämmung mit einer Dachbegrünung – die von der Straße nicht sichtbar wäre – gearbeitet werden kann.
Bei den drei Aufzügen ist einer aus den Siebzigerjahren, zwei sind aus den Neunzigerjahren. Zumindest der alte Lastenaufzug steht auf der Erneuerungsliste. Der bisherige Mieter Stockheim (jetzt übernommen von Aramark) hat einige Sanierungen im Inneren vorgenommen, unter anderem die Erneuerung der Heizungsanlage und der Entwässerungsleitungen, auch die Sanitärbereiche sind teils erneuert und neue Brandschotts eingebaut worden. Zum Rhein hin ist die Terrasse saniert worden. Dort ist auch eine intensivere Nutzung zu erwarten. D.Live als neuer Hausherr soll auch ein Konzept entwickeln, wie der Parkplatzbereich vor der Rheinterrasse neu attraktiv bespielt werden kann.