Mädchen verschwand vor 29 Jahren Die Düsseldorfer Polizei will den Fall Debbie immer noch lösen
Düsseldorf · Es war der 13. Februar 1996, als Debbie Sassen nach der Schule nicht nach Hause kam. Bis heute gibt es keine Spur von dem Mädchen. Die Polizei gibt nicht auf und startet erneut einen Zeugenaufruf.
Es ist einer der Fälle, die kein Polizist je vergisst, wenn er sich damit befasst hat. Der Name Debbie Sassen gehört zu den großen Vermisstenfällen des Landes. Auf den Tag genau vor nunmehr 29 Jahren verschwand das Mädchen auf dem Weg von der Schule nach Hause. Bis heute ist nicht geklärt, was mit ihm geschehen ist. Es gibt keine Spur von dem Kind, keine entscheidende Zeugenaussage. Der Fall ist nie ad acta gelegt und den „cold cases“ zugeordnet worden. Die Ermittlungsakte ist nicht geschlossen, sondern nach wie vor geöffnet in diesem Fall, der die Familie des Kindes insgesamt in tiefes Leid gestürzt hat.
Aber Mord verjährt nie – und dieser Satz ist im Fall Debbie auch ein Leitstern der Ermittler. Denn für die Polizei handelt es sich heute nicht mehr um einen Vermisstenfall. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Debbie nicht mehr lebt. Deswegen ermittelt eine Mordkommission der Düsseldorfer Polizei. Und nun, nach 29 Jahren, starten die Fahnder erneut einen Zeugenaufruf, bitten die Menschen, sich genau zu erinnern, ob sie an jenem Tag in Wersten etwas Auffälliges gesehen haben.
Es liegen nicht einmal 1000 Meter liegen zwischen der Henri-Dunant-Schule und ihrem Elternhaus. Doch zu Hause kommt Deborah, wie sie offiziell heißt, nie an. Am 13. Februar verschwindet das damals acht Jahre alte Mädchen spurlos, auf dem Heimweg, den sie von der Wiesdorfer Straße aus angetreten hatte.
Die umfangreichen Ermittlungen führten nicht zum Erfolg. Bislang wurde weder ein Täter noch eine Leiche gefunden. Immer noch jedoch arbeiten Ermittler an der Aufklärung. „Immer wieder gibt es neue Hinweise, denen nachgegangen wird, um den Mordfall zu lösen“, heißt es von der Polizei.
Der 13. Februar war vor 29 Jahren der Dienstag vor Karneval. Zwei Stunden nach Schulschluss hatten Debbies Eltern die Polizei alarmiert. An jenem bitterkalten Nachmittag begann die bis heute größte Suchaktion der Düsseldorfer Polizei. Jeden Stein drehten die Beamten um, Taucher stiegen zweimal in den zugefrorenen See im Buga-Gelände. Eine Passantin hatte dort an jenem Dienstag Kinder auf dem Eis spielen sehen. Zeichner fertigen nach anderen Zeugenaussagen das Bild eines Mannes, der in einem beigefarbenen Auto an der Schule gewesen sein soll. Er wurde nie gefunden. Wie Debbie.
„Es ist, als hätte sich ein Loch aufgetan und sie mit allem, was sie bei sich hatte, verschluckt“, sagte Jahre später Dietmar Wixfort. Er war Leiter der Sonderkommission Wersten, die sie bei der Polizei lange nicht „Mordkommission“ nennen wollten. Einmal schien es, als habe die Ungewissheit ein Ende. Ein Brief war gekommen, in dem stand, dass Debbie tot auf dem Grund des Halterner Sees liege. Die Polizei suchte den See mit einem Großaufgebot ab – ergebnislos. Den Brief hatte ein Theologiestudent geschrieben, der später verurteilt wurde, den Polizeieinsatz zu bezahlen. Was sein dummer Brief bei den Eltern auslöste, machte er nie wieder gut.
Die ältere Schwester erhängte sich im Alter von 18 Jahren
Debbie lebte in einer Familie mit ihrer Mutter und einem Stiefvater, zudem hatte sie eine sieben Jahre ältere Schwester. Das Paar bekommt später noch Zwillinge.
Die Belastung, dauerhaft mit Debbies Verschwinden leben zu müssen, wurde zum kaum oder nicht zu ertragenden Trauma. Die Mutter konnte den Schmerz lange nur mit Tabletten und Alkohol ertragen. Irgendwann wollte sie nicht mehr leben, überlebte aber. Anders die ältere Schwester von Debbie. Sie erhängte sich im Alter von 18 Jahren.
Die Eltern trennten und entfernten sich auch räumlich voneinander. Die Mutter verschlug es allein in Richtung Ostsee. Der Vater nahm sich der Zwillinge an, die nach Debbies Verschwinden der Familie eine neue Zukunft geben sollten.