Düsseldorf Auch kleinere Vereine bieten großen Karneval

Voller Saal, tolle Stimmung: Mit viel Aufwand stemmt Rot-Weiß-Gold ein buntes Programm.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Für die 200 Narren im ausverkauften Kolping-Saal war es ein gelungener Abend: Mit Würstchen in der linken und Altbier in der rechten Hand bejubelten sie die Funkenmariechen der Kinder- und Jugendgruppe der TSC Rheinstars oder lachten über Witze von Hausmeister Winfried Ketzer, der sich über die Generation Smartphone auf der Bühne lustig machte. Oder sangen „O Düsseldorf,du hast das Herz am rechten Fleck, bist traumhaft jeck...“, mit den Fetzern, ein weiterer Höhepunkt des bunten Programms, das der Verein auf die Beine gestellt hatte.

Der Saal war mit Girlanden und riesigen neuen Flaggen mit Vereinslogo liebevoll geschmückt. „Eine Sitzung mit so einem Programm kostet zwischen 3000 und 6000 Euro. Für uns kein leichtes Unterfangen“, sagt Christine Dobbertin, die Vorsitzende des 50-köpfigen Vereins. So eine Karnevalssitzung finanziert sich einzig durch die Spenden der Mitglieder, Freunde und Senatoren, dem Erlös des Kartenverkaufs und der Lose für die Tombola. Eine Karte für die Sitzung kostete 20 Euro, das ist relativ günstig. Das freut Gast Herman Narw: „Einen Besuch bei einem größeren Verein, wo ein Ticket sehr viel teurer ist, kann man sich kaum mehr leisten“, sagt er.

Neben den Karnevalssitzungen organisiert der Verein ein Prinzenschießen, den Hoppeditz-Leichenschmaus am Aschermittwoch und einen Wagen für den Rosenmontagszug. Ohne ehrenamtliches Engagement der Mitglieder geht fast nichts, sagt Elke Karl: „Mehr Vitamin B haben natürlich die großen Vereine.“ Gemeinsam mit Willy Rietz baut sie seit September bis zu vier Mal in der Woche am Zochwagen für Rot-Weiß-Gold. „Das Material für den Wagen, Gema-Kosten für Musik, aber auch die steigenden Auflagen für Schutzpersonal oder Unfallschutz müssen wir als Verein selbst tragen“, erklärt sie. „Am Ende ist es dann aber einfach ein Glücksgefühl, wenn der Wagen fertig ist, die Karnevalstradition bedeutet mir viel.“

Um die Tradition dauerhaft zu erhalten, legt der Verein viel Wert auf die Kinder-und Jugendarbeit. Neben dem Traditionsverdruss der jüngeren Generation, Künstlerpreisen und Gema-Kosten kämpfen die kleinen Vereine auch mit Splittergruppierungen, die sich immer häufiger auf Grund von Streitereien in Vereinen gründen. „Es gibt unglaublich viele Parallelveranstaltungen, die es den alten Vereinen schwer machen“, sagt Stefan Kleinehr Vizepräsident des Comitees Carneval (CC), der als Moderator am Samstag dabei war.

Um gegen diese Tendenz der Splittervereine vorzugehen, hat das Comitee jetzt zwei weitere Anwartschaftsjahre für neue Vereine eingeführt, bevor sie den dreijährigen Korrespondenzstatus einnehmen und schließlich vollwertige Mitglieder des CC werden können. Zudem möchte das CC kleinere Vereine mehr bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Sponsorensuche unterstützen. „Es ist unsere Aufgabe, den kleinen Vereinen zur Seite zu stehen“, sagt Stefan Kleinehr, der selbst Präsident des großen AVDK ist.