Düsseldorf Die Kälte treibt ins Rheinwasser

234 Schwimmer stiegen beim Neujahrsschwimmen ins kalte Wasser. Dabei geht es nicht nur um den Sport an sich.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Kopfschüttelnd verfolgen einige Passanten, wie am Samstagnachmittag 234 Männer und Frauen in bunten Neoprenanzügen in die eisigen Fluten des Rheins watscheln. Kaum zu glauben sei es, dass bei den aktuellen Temperaturen jemand freiwillig ins Gewässer steige, murmelt eine Spaziergängerin erstaunt vor sich hin. Doch der Eindruck täuscht: „Ich freue mich sogar, gleich endlich ins Wasser zu können“, sagt Frank Machan. Bei drei Grad Lufttemperatur fühle man sich im Wasser richtig wohl — denn das hatte am Samstag immerhin eine Temperatur von fünf Grad. Machan gehört zu einer Gruppe Sportschwimmer, die sich selbst den Namen „Die rote Laterne“ gegeben haben. Gemeinsam nehmen sie an internationalen Wettkämpfen teil, in knapp zwei Wochen geht es für sie nach England zum „Tough Guy“-Wettkampf.

Auch wenn beim Neujahrsschwimmen der DLRG traditionell keine Zeiten ermittelt und am Ende keine Sieger gekürt werden, sei die Veranstaltung einen gute Vorbereitung auf den Hindernis-Wettkampf in England. „Und der zählt zu den härtesten der Welt“, sagt Machan.

Vom Ufer unter der Kniebrücke geht es für die Schwimmer gen Löricker Sporthafen. Sechs Kilometer sind das insgesamt. Anstrengend sei das aber weniger: „Eigentlich braucht man sich nur von der Strömung treiben lassen“, sagt Friedhelm Bungert. Kräfteraubend sei es lediglich, sich von der Strömung loszureißen und ins Hafenbecken in Lörick zu schwimmen. Mit seinen 77 Jahren ist er der älteste Teilnehmer beim Neujahrsschwimmen. Seit dem ersten Schwimmen im Jahr 1965 ist er mit dabei. Schon in den 1960er Jahren ist er gar mit einigen Mitstreitern der Düsseldorfer DLRG jährlich im Januar in den Rhein gestiegen — um die Einsatzbereitschaft der Rettungsschwimmer bei Wind und Wetter zu demonstrieren. „Anfangs ist es eisig kalt, aber mit der Zeit wird es angenehmer“, sagt er. Wenn man so lange dabei sei, mache die Kälte nichts mehr aus. Große Überwindung sei nicht notwendig, um in die eisigen Fluten zu steigen.

Mit Schwimmflossen an den Füßen, Taucherbrillen auf den Augen und teils seltsam anmutenden Accessoires begeben sich die Schwimmer ins Wasser. Denn das Neujahrsschwimmen ist nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch eine Bühne, um sich zu präsentieren. Während sich Machan und seine Freunde mit blauen Perücken und getönten Sonnenbrillen zurechtgemacht haben, steigt Matthias Wolfseher von der DLRG Erkrath mit einem Schweinchen aus Styropor auf dem Kopf ins Wasser — ursprünglich eine Anspielung auf seine Heimatstadt Schweinfurt, mit der Zeit durch Kleeblätter zum Glücksbringer umgewandelt. Auch für ihn sei das kalte Wasser kein Grund, der Veranstaltung fernzubleiben: „Im Wasser ist es angenehmer als an der Luft“, sagt der Erkrather Rettungsschwimmer.