Düsseldorf Der Schädling Buchsbaumzünsler ist nicht zu stoppen
Der Schädling ist in Düsseldorfer Parks und auf Friedhöfen nicht zu bekämpfen, der Kahlfraß nimmt gravierend zu.
Düsseldorf. Buchsbäume waren sehr beliebt. als Kugelpflanze im Kübel, als dichte, immergrüne Hecke, als Beetumrandung oder Begrenzung, auch von Gräbern. Doch seit gut zehn Jahren setzt der Buchsbaumzünsler den Pflanzen zu. In diesem Sommer hat das Prolem extrem auch in Düsseldorf zugenommen. „Es ist nicht einzudämmen“, sagt Doris Törkel, Leiterin des Gartenamtes.
„Es ist schlimm in den Parks, besonders im Lantzschen Park an Wegekreuzungen“, sagt Törkel. Hier sind die Buchsbäume total kaputt. Sie werden rausgenommen. Und auch auf den Friedhöfen sehe man in den Abfallbehältern nur abgefressene Pflanzen. Manfred Röhlen von der Friedhofsgärtnerei am Südfriedhof bestätigt: „Das ist ein großes Thema. Auf dem Südfriedhof sind 70 bis 80 Prozent der Buchsbäume kaputt.“
Schuld an der Zerstörung ist der Buchsbaumzünsler. Ein Falter, der seine Eier an den Blättern der Pflanze — und bislang eben nur an Buchsbäumen — ablegt. Aus den Eiern schlüpft eine grüne Raupe, die Blätter, Äste und Rinde frisst. Die befallenen Pflanzen erkennt man leicht: Sie haben kaum noch Blätter, sehen beige-gelblich aus und sind oft auch von den Raupen eingespinnt. Man vermutet, dass die Schädlinge vor Jahren mit Containerschiffen aus Asien gekommen sind. Und die Gartenamtschefin erklärt: „Die eingewanderten Zünsler haben hier überhaupt keine natürlichen Feinde.“
Während in Privatgärten versucht wird, den Befall mit biologischen oder chemischen Insektiziden zu bekämpfen, ist dies für die Stadt in allen Parks und anderen öffentlichen Grünanlagen keine Lösung. Lediglich im Parterregarten des Schlossparks Benrath spritzen die städtischen Gärtner den Buchsbaum. Schließlich, so Törkel, ist dies der älteste Gartenteil des Schlossparks. Der Parterregarten wurde nach historischen Plänen und Ansichten wiederhergestellt, die Buchsbaumhecken sind prägende Beetbegrenzungen. „Das Spritzen ist aber keine Dauerlösung“, sagt Doris Törkel. Und fügt hinzu: „Ich glaube man kann das Problem auf Dauer nicht bekämpfen.“
So tauscht die Stadt mancherorts auch schon kaputte Buchsbäume gegen neue Pflanzen aus. Als Ersatz nennen alle Experten die immergrüne Heckenpflanze Ilex Crenata. Doch die japanische Stechpalme sei teuer, sagt Törkel.
Der Preis wird von der hohen Nachfrage nach dem Buchsbaum-Ersatz bestimmt. Das bestätigt auch ein Mitarbeiter des Bilker Gartencenters an der Fleher Straße, der namentlich nicht genannt werden möchte. Der erfahrene Gärtner erklärt, dass die Buchsbäume auch schon bei den Züchtern vom Zünsler befallen seien, man deshalb kaum noch welche einkaufe. Den Kunden werde in der Tat der Ilex Crenata empfohlen, der aber doppelt so teuer sei. So kostet eine rund 30 Zentimeter hohe Kugel 34,99 Euro und eine große ungeschnittene Pflanze (1,30 bis 1,50 Meter hoch) gibt es für 99 Euro.
Verkauft werden im Gartencenter auch Mittel gegen den Schädling. Doch der Fachmann weiß: „Das ist eine Sisyphusarbeit.“ Sie mache nur Sinn, wenn alle in der Umgebung spritzen würden. Sein Fazit ist klar: „Es macht keinen Sinne mehr, einen Buchsbaum zu kaufen.“
Das sieht auch Friedhofsgärtner Manfred Röhlen so. Er bedauert, dass viele nun ihre Gräber nach dem Entfernen der kranken und kaputten Buchsbäume gar nicht mehr bepflanzen. „Friedhofsbesuche haben stark nachgelassen, es gibt die Tendenz, sich nicht mehr um die Gräber zu kümmern“, sagt Röhlen.
Ob der ostasiatische Schmetterling nach dem Verschwinden von immer mehr Buchsbaumgewächsen seine Eier in einer anderen Pflanze ablegen wird, ist nicht bekannt. Eines wird der Schädling allerdings sicher nicht tun: Auf immer mehr Attrappen, sprich künstliche Bäume, wird der Schädling nicht hereinfallen. Für manche sind diese Kunstbäume im Vorgarten längst ein Ersatz für die echte Zierpflanze.