Der Verkehr wird intelligent
Planung: Die Zeit neuer Groß-Projekte ist vorbei. Das Thema der Zukunft ist die Verkehrssteuerung.
Düsseldorf. Mehr und breitere Straßen, neue Bahnstrecken: So manch ein Politiker im Rathaus möchte gerne weitermachen wie bisher. Doch das böse Erwachen wird kommen. Genau genommen hat es schon angefangen: Zweiter Abschnitt der Ortsumgehung Oberbilk? Kommt nicht vor 2020. Umgestaltung der Birkenstraße? Wird - wie am Montag berichtet - erstmal verschoben. Messeumfahrung U80? Ebenfalls vertagt.
Grund ist die Auswirkung der Wirtschaftskrise auf die öffentlichen Kassen. Die Stadt muss den Gürtel enger schnallen. Groß-Projekte, die nicht dringend sind, werden zeitlich gestreckt. Das betrifft zum Beispiel auch die Umgestaltung des Konrad-Adenauer-Platzes vor dem Hauptbahnhof - auch dafür ist im Etat 2010 kein Geld vorgesehen.
Doch nicht nur die aktuelle Wirtschaftslage führt dazu, dass bei den Verkehrsplanern der Stadt ein Umdenken eingesetzt hat. Schon bevor die Dimensionen der Krise erkennbar waren, gab es Überlegungen beim Bund, die anteilige Finanzierung großer Verkehrsbauten neu zu regeln - zurzeit werden viele teure Projekte mit hohen Zuschüssen unterstützt.
Was genau passiert, weiß noch niemand, aber zumindest eine Tendenz scheint erkennbar: "Es gibt Anzeichen auf Bundes- und Landesebene dafür, dass der Umfang von investiven Programmen für den Bau von Umgehungsstraßen aber auch ÖPNV- Projekten zurückgeführt wird und es damit schwieriger werden dürfte, Zuschüsse zu bekommen", sagt Verkehrsdezernent Werner Leonhardt.
Statt Straßen und Bahnstrecken in großem Stil neu zu bauen, wird es in Zukunft deshalb vor allem darum gehen, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. Moderne Technik macht das möglich. Der Verkehr wird bis zum Jahr 2020 intelligent, genauer gesagt: Er wird intelligent gesteuert. Zwei Beispiele: Düsseldorf in Motion Das ist der Titel eines Modellprojektes, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Ziel: Der Aufbau eines Verkehrsmanagementsystems für den Ballungsraum Düsseldorf.
Große Teile sind bereits umgesetzt: So wird der Verkehrsfluss in der Stadt und auf den Autobahnen kontinuierlich erfasst - und bei Störungen umgelenkt, etwa durch Variotafeln wie am Heerdter Dreieck. Seit kurzem können Autofahrer auch im Internet sehen, wo es auf ihrer Route Engpässe gibt ("Verkehr" unter www.duesseldorf.de).
Zwar wird "Düsseldorf in Motion" am 16.November offiziell abgeschlossen. Das aber heißt nicht, dass es nicht weitergeht. "Das Projekt Verkehrssystemmanagement Düsseldorf (VID) wird von der Stadt mit Beteiligung des BLB fortgeführt", kündigt Leonhardt an. Weitere Routenbeeinflussungen sind vorgesehen, auch soll die Datenerfassung verbessert werden.
Geplant ist, rund 10 000 Fahrzeuge in der Stadt (sowohl öffentlich als auch privat genutzte) per GPS-Funksystem mit der Verkehrsleitzentrale zu verbinden. So kann festgestellt werden, auf welchen Routen es regelmäßig zu Störungen kommt. Leonhardt: "Die Erfassung der Daten ermöglicht unseren Verkehrsplanern, die Ampelschaltungen auf bestimmte Situationen einzustellen - zum Beispiel auf den Messeverkehr oder jahreszeitlich bedingte Einflüsse.
Solch differenzierte Programme können von der Leitstelle aus geschaltet werden, ohne dass ein Techniker rausfahren muss." Ampel-Schaltungen Damit das auch funktioniert, müssen die Ampel-Anlagen auf dem neuesten Stand der Technik sein. Viele wurden in den vorigen Jahren bereits erneuert - und die Umrüstung geht weiter: Mehr als sechs Millionen Euro werden bis 2015 investiert.
Davon werden dann auch Bus und Bahn profitieren. Denn die modernen Ampel-Systeme ermöglichen auch eine Beschleunigung des ÖPNV. Im Idealfall können sich die Fahrzeuge bei den Ampeln "anmelden" und für sich auf Grün schalten, ohne dass größere Behinderungen für den Autoverkehr entstehen.
Vieles davon ist Zukunftsmusik, doch die Marschrichtung ist klar: Die technischen Grundlagen, die jetzt geschaffen werden, für einen besseren Verkehrsfluss zu nutzen - das wird die Hauptaufgabe der Stadt sein bis 2020.