Hilfsprojekt für Suchtkranke Mit handwerklichen Arbeiten zurück in die Normalität finden

Düsseldorf · Bei einem Diakonie-Projekt erhalten Suchtkranke durch kreative Aufgaben eine Tagesstruktur und werden so wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt.

Der Stand auf dem Rheinischen Bauernmarkt in Unterbilk.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Auf den ersten Blick sieht der Aktionsstand von Einzigware auf dem Bauernmarkt am Friedensplätzchen wie ein gewöhnlicher Verkaufsstand für Dinge wie selbst gemachte Klamotten, Jutebeutel und Holzartikel aus. Doch dahinter steckt mehr, denn aus alten, ausrangierten Gegenständen und Materialien haben hier Langzeitarbeitslose sowie drogenkranke Menschen in Substitution neue handwerkliche Arbeiten entstehen lassen.

Das Label Einzigware des Suchthilfe-Projekts „Etappe“ und das „Kaufhaus Wertvoll“ des Caritasverbandes Düsseldorf verbindet nämlich nachhaltiges Upcycling mit der Beschäftigung für Menschen, die am allgemeinen Arbeitsmarkt normalerweise schlechtere Chancen hätten. Noch bis zum 8. Oktober werden im Rahmen der alljährlichen, bundesweit durchgeführten Einzigware-Wochen die angefertigten Einzelstücke präsentiert und verkauft.

„Einzigware ist eine Möglichkeit, unseren Teilnehmern sinnhafte und interessante Tätigkeiten anzubieten“, so Silke Frey, die als Sozialarbeiterin der Einrichtung bei dem „Etappe“-Aktionsstand auf dem Rheinischen Bauernmarkt am Friedensplätzchen in Unterbilk mit dabei ist. Es sei nämlich in erster Linie wichtig, den Teilnehmern in Substitution langsam eine normale Tagesstruktur nahezubringen und der Gesellschaft zu zeigen, dass auch Suchterkrankten eine kreative und handwerklich geschickte Arbeit zugetraut werden kann. Beim Aufbau des Standes packt jeder kräftig mit an und arrangiert die handgemachten Upcycling-Gegenstände. Zwischen Vogelhäuschen, Klamotten, Schlüsselbändern und Karten erzählt der 41-jährige Alexander, dass die Teilnahme an Projekten der „Etappe“ nach wie vor wegweisend für seinen Werdegang seien, die Arbeit habe ihn nämlich damals gut aufgefangen und gibt ihm nun in gewisser Weise einen „Lebenssinn“.

Auch Jennifer beschreibt, dass es sich gut anfühlt, „in eine normale Welt einzutauchen“, sie hat über die Jahre viele wertvolle Dinge mitnehmen können. Die 49-Jährige ist seit der ersten Stunde von „Etappe“ mit dabei, damals wurde sie durch einen Drogenberater darauf aufmerksam. „Ohne Etappe hätte ich das nicht gebacken gekriegt“, sagt sie, denn die Teilnehmer könnten sich ohne Zeitdruck und mit angemessener Stundenzahl kreativ ausleben.

„Jeder wie er kann“, sagt Willi. Der 46-Jährige in Substitution entdeckte damals die Holzwerkstatt für sich, in der er etwa Nistkästen aus alten Paletten geschreinert hat, die jetzt am Aktionsstand angeboten werden. Willi betont mehrfach, dass er sich gut aufgehoben fühle und dass ihm die Arbeit sehr viel Spaß bereite, hier könne er in seinem Tempo bei sinnstiftender Beschäftigung kreativ tätig sein und sei abgelenkt von Suchtgedanken. Stolz zeigt er das Foto einer Kinderküche, die er vor kurzem aufbereitet hat und die nun wie neu aussieht. Silke Freys stellt den „positiven Effekt, wenn man eine Arbeit in einem sicheren Raum hat, die Spaß macht“, heraus.

Die Einrichtung „Etappe“ des Caritasverbands gibt es seit 2006, sie soll nicht zuletzt suchterkrankte Menschen in Substitution entstigmatisieren. Seit 2018 arbeitet die Einrichtung auch eng mit dem Job-Center zusammen und führt die Teilnehmer mithilfe von Ein-Euro-Jobs zwangsfrei und Stück für Stück näher an den regulären Arbeitsmarkt heran. Einzigware ist hierbei nur ein Label, bei dem die nachhaltigen, handwerklichen Arbeiten verkauft werden. Mehr unter einzigware.de.