Kulinarisches aus Düsseldorf Wenn Männer mit Begeisterung kochen
Düsseldorf · Der ganz spezielle Kochkurs der Evangelischen Familienbildung ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Überraschungserfolg.
Ulrich Vomberg reibt den Käse, kann es aber zwischendurch nicht lassen, etwas vom Abgeraspelten zu naschen. Die acht weiteren Köche beim Männerkochkurs der Evangelischen Familienbildung (efa) lächeln nachsichtig. „Ulrich ist eben unsere Naschkatze“, meint Friedhelm Heinrichs. Die beiden sind nicht wegen ihres Alters von 70 und 76 Jahren die „Senioren“ des Kochkurses – der älteste Hobby-Koch ist 82 – sondern wegen der Dauer ihrer Teilnahme am Männerkochkurs. „1999 war meine Premiere, weil mich ein Freund, der wusste, dass ich gerne koche, mal mitgenommen hat“, verrät Vomberg. „Seitdem bin ich immer mit dabei gewesen.“
Damit sind sie auch länger dabei, als die Kursleiterin Birgit Heinz. Sie wurde angesprochen, den Kurs zu übernehmen. „Ich hatte einmal die Vertretung von der vorherigen Kursleitung übernommen. Das muss den Herren wohl gefallen haben, ansonsten hätten sie mich ja nicht zur Nachfolgerin auserkoren“, erzählt Heinz. Das Vertrauen in die gelernte Wirtschafterin wurde nicht enttäuscht, denn noch nie hat sich ein Rezept wiederholt. Dabei kam schon ziemlich viel auf den Tisch. Von Wild, Geflügel und Fisch über Vegetarisches, Hausmannskost, Internationales bis Exotisches war schon ziemlich viel dabei. „Ich habe die ganzen Rezepte aus den 25 Jahren zu Hause gesammelt. Das ist ein ziemlich hoher Stapel“, verrät Heinrichs.
Die Männergruppe ist eine eingeschworene Gemeinschaft und dennoch offen für jedermann. So ist Lutz Richter „erst“ seit 14 Jahren im „Team“. „Mein Frau hat gemeint, ich müsste mich mal etwas mehr ums Kochen kümmern, deshalb habe ich mich vor Jahren angemeldet“, offenbart Richter. „Die Jungs sind alle so locker, machen immer Späßchen, da bin ich einfach dabei geblieben.“ Und neben den Rezepten kann man auch noch den ein oder anderen Küchentrick lernen.
Drei Stunden dauert jeder Männerkochkurs, die Rezepte sind so ausgewählt, dass ein Drei-Gänge-Menü in gut der Hälfte der Zeit gezaubert werden kann. Ist das Menü, das „Vier-Sterne-Qualität“ besitzt, wie Vomberg meint, fertig, geht es an einen großen Esstisch. In den letzten 30 Minuten wird in der Küche aufgeräumt. „Immer wenn ich am nächsten Tag die Küche betrete, ist alles pikobello sauber“, freut sich efa-Kursprogrammleiter Torsten Budde. „Sowieso brauche ich mich um den Männerkochkurs kaum zu kümmern, obwohl die Herren kulinarisch anspruchsvoll geworden sind. Ich weiß einfach, der Kurs läuft.“
Manchmal treffen sich die Teilnehmer auch außerhalb des Kurses, um ihren kulinarischen Interessen zu frönen. „Einmal haben wir ein Wettkochen gemacht und Birgit musste als Jury den Gewinner küren“, verrät Heinrichs. Alljährlich treffen sie sich zudem zum Gänseessen.
Die Teilnehmer brauchen sich im Vorfeld um nichts zu kümmern. Heinz macht sich Gedanken, was gekocht und genossen werden soll, kauft ein und bringt alles zum Kurs mit. „Die Vorbereitung ist einfach und schwer zugleich, weil ja schon so einiges nicht mehr gekocht werden darf“, urteilt Heinz. „Aber weil die Herren tolerant, flexibel und neugierig sind, ist es auch wieder leicht, Neues zu finden.“ Vor Ort, an der Hohenzollernstraße 24, erweisen sich die Herren als echte Gentlemen. „Ich muss nichts in die Küche tragen, das machen die Jungs ganz alleine“, so Heinz. „Wenn es ans Spülen geht, ist es aber etwas schwieriger, die Herren zur Mitarbeit zu motiveren.“
Selbstverständlich wird nicht nur exzellent gekocht, denn zu einem gelungenen Mahl gehören auch die speziell dafür ausgesuchten Getränke. Die Suche danach ist ebenfalls eine Heinz-Aufgabe, die Getränkeversorgung obliegt allerdings Richter. „Das hat sich irgendwann mal so ergeben, dass ich mich um das flüssige Brot kümmere, dass ich der Mundschenk bin“, meint Richter. Der Männerkochkurs wird in jedem Trimester der evangelischen Familienbildung (efa) angeboten, also dreimal im Jahr. Der Kursbeitrag liegt bei 64 Euro plus Lebensmittelumlage.