#4U9525 Die letzte Fahrt vor der ewigen Ruhe

44 Opfer des Germanwings-Absturzes wurden am Mittwoch vom Flughafen aus in ihre Heimatorte überführt. Darunter 16 Schüler aus Haltern und ihre beiden Lehrerinnen.

Foto: David Young

Düsseldorf. Um 15 Uhr machte sich MIttwochnachmittag der Konvoi von 14 weißen und zwei schwarzen Leichenwagen auf den Weg vom Düsseldorfer Flughafen nach Haltern. Dahinter, als letztes Geleit für die 16 Schüler und ihre zwei Lehrerinnen, die Hinterbliebenen in schwarzen Vans und einem Reisebus. Polizisten auf Motorrädern und in Streifenwagen sperren die Seitenstraßen und lassen den Trauerkonvoi auch an Ampeln mit Rotlicht passieren.

„Die Angehörigen hatten sich für die gemeinsame Überführung entschieden“, erklärt Germanwings-Sprecher Heinz Joachim Schöttes vor Ort. Die Begründung dafür kennt er nicht, doch sie liegt auf der Hand: Gemeinsam hatten die Jugendlichen ihre Zeit in dem Gymnasium in Haltern verbracht. Gemeinsam waren die Schüler des Spanischkurses auch vom Flughafen aus nach Barcelona gereist. Dann folgte am 24. März die Katastrophe, als der Co-Pilot die Germanwings-Maschine vermutlich absichtlich in den Alpen abstürzen ließ. Fast drei Monate später Mittwoch die letzte Fahrt vor der ewigen Ruhe — gemeinsam.

Bereits am Vormittag holen die ersten Hinterbliebenen ihre getöteten Angehörigen in einem Hangar im hinteren Frachtbereich des Flughafens ab. Wagen von Bestattern aus Bochum, Neuss, Nordhorn, Essen, Wuppertal, Mülheim und Viersen verlassen gegen 11.30 Uhr im Minutentakt das Flughafengelände. Zumeist unbeobachtet von der Öffentlichkeit. Fast ausschließlich Taxifahrer, Lkw-Fahrer und Angestellte von Fluglinien benutzen hier die Frachtstraße. Die Ausnahme an diesem Tag: Ein Parkplatz, der sonst für Autotransporter vorgesehen ist, dient den Medien als Anlaufstelle. Doch die Zunft zeigt sich zurückhaltend: Nur ein Übertragungswagen ist neben einem Dutzend Kameraleuten und weiteren Fotografen zu sehen.

In die Nähe der Halle mit den Särgen kommt keiner von ihnen. Überall patrouillieren Streifenwagen im Minutentakt, um die Trauergemeinschaft zu schützen. Sogar auf der Autobahn, heißt es. Die Halle selbst war im Auftrag der Fluglinie Germanwings für die Zeremonien morgens und am Nachmittag vorbereitet und angemessen dekoriert worden. Ab Donnerstag wird sie wieder vom Flughafen Düsseldorf genutzt.

Nur wenige Meter führt der letzte Weg der Opfer aus Haltern über Düsseldorfer Gebiet. An der Frachtstraße fährt der Konvoi über die Wanheimer Straße Richtung Ratingen und ist in wenigen Minuten auf der Autobahn 52 und später A3 Richtung Kreis Recklinghausen — in den Heimatort Haltern.