Vor dem Abriss gerettet Der Bilker Bunker ist für alle da
Düsseldorf · Knapp ein Jahr nach der Eröffnung zieht die Betreibergesellschaft eine erste Bilanz. In den nächsten Monaten liegt der Fokus auf der Vermarktung der Multifunktionsräume für Bandproben oder Yoga-Kurse sowie der Fahrradgarage.
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der Bilker Bunker neu eröffnet. Der Projektentwickler Küssdenfrosch hatte das alte Gemäuer an der Aachener Straße 2006 erworben, nachdem eine Unterschutzstellung dem beabsichtigten Abriss einen Riegel vorschob und der vorherige Investor enttäuscht absprang. Stattdessen sollte es ein Ort für Kunst, Mode, Musik und Sport werden, mit einer Quartiers-Fahrradgarage, einer Bar im Keller und schicken Penthouse-Wohnungen in den beiden oberen Geschossen.
Vieles von dem, was sich die Bilker Bunker gGmbH als Betreiber ausgedacht hat, hat funktioniert, einiges wurde revidiert. „Wir haben unsere Erfahrungswerte gesammelt, hier und da nachgebessert“, sagt Tobias Rösgen aus dem Team der Geschäftsführung. Sehr gut angenommen wurde die „Schleuse 2“, die stylische Bar, in der es von Mittwoch bis Samstag ständig Livemusik und DJ-Sets gibt. „Im Sommer ließ das Geschäft natürlich nach, da sind wir einfach mit einer Terrasse für 30 Personen auf den Gehweg gegangen. Das kam gut an bei der Nachbarschaft“, berichtet Rösgen.
Die Kunst-Ausstellungen, für die im Bilker Bunker gleich zwei Etagen reserviert sind, laufen nicht mehr so lange. Die Showrooms werden zwar genutzt, etwa für Pop-up-Events von Start-ups, „es war aber nicht so, dass Firmen sich hier langfristig einmieten wollten“, so Rösgen. Stattdessen sollen diese Räumlichkeiten künftig vor allem für Videoproduktionen zur Verfügung gestellt werden, auch für Kongresse, Lesungen oder Vortragsabende wird der Bunker immer öfter gebucht. „Wir haben uns im Verlauf des ersten Jahres flexibler aufgestellt“, erklärt Rösgen. Bei den Eigentumswohnungen mit bis zu 164 Quadratmetern und Preisen von mehr als zwei Millionen Euro war das nicht nötig, „die sind alle weg“.
Das Hauptaugenmerk der Betreibergesellschaft liegt aktuell auf den Multifunktionsräumen im Keller. „Die werden durchaus schon genutzt, das haben wir in der Anfangszeit aber noch etwas stiefmütterlich behandelt“, sagt Rösgen. Der größere Musikraum eignet sich gut für eine Bandprobe oder auch für Drummer, die sich mal so richtig austoben wollen, denn die zwei Schlagzeuge dort gehören sozusagen zum Inventar. Es gibt eine Schallschutztüre, am Nachhall soll aber noch gearbeitet werden. „Wenn hier eine Punkrock-Band probt und zwei Räume weiter findet ein Yoga-Kurs statt, kann das schon mal schwierig werden“, erklärt Rösgen. Der kleinere Musikraum mit Dschungelatmosphäre ist mit Notenständern ausgestattet und bietet sich eher für klassische Musik oder auch Podcast-Aufnahmen an. Grundsätzlich gilt: Der große Raum kostet 15 Euro Miete, der kleine zehn. Gebucht wird ausschließlich online, die Nutzer erhalten dann einen Code, mit dem sie über den Seiteneingang des Bunkers in den Keller gelangen.
Der Sportraum ist in zartes Rosa getaucht, fünf Personen können hier ihre Yogamatten auslegen, auch kleinere Ballettgruppen nutzen die mit einem großen Spiegel ausgestattete Trainingsfläche schon mal. Es gibt einen Umkleidebereich, aber keine Duschen. Eine komplett neue Lüftungsanlage wurde eingebaut, und da der Handyempfang wegen der dicken Mauern natürlich miserabel ist, gibt es überall Wlan. Bisher beschränken sich die Nutzungen noch auf das Wochenende und die Abendstunden, „perspektivisch wollen wir das aber auch auf den Vormittag ausdehnen“, sagt Rösgen.
Und dann gibt es da ja noch die Fahrradgarage. Das Prozedere ist etwas mühsam, über den Innenhof geht es mit dem Aufzug in die zweite Etage, mehrere Türen müssen mit einem Code passiert werden, aber wer ein teures Lastenrad, Rennrad oder E-Bike besitzt, nimmt das gerne in Kauf. Aktuell gibt es neun videoüberwachte Plätze mit Steckdosen, einige sind noch frei, weitere neun sollen dazukommen. „Wir denken auch darüber nach, bestimmte Vorrichtungen einzubauen, sodass Räder hochkant gestellt werden können, das schafft dann natürlich mehr Platz“, so Tobias Rösgen. Kosten: 30 Euro pro Monat für ein E-Bike, 35 für ein Lastenrad.