Janado aus Düsseldorf Smartphone-Sanierer verkauft 150.000 „Gebrauchte“ pro Jahr
Düsseldorf · Das Unternehmen Janado hat sich auf das Aufbereiten von Handys spezialisiert und ist damit seit Tag eins profitabel. Kernzielgruppe sind Preis-Leistungs-Maximierer.
Gebrauchte Smartphones nicht entsorgen, sondern aufbereiten und wieder verkaufen – wenn Jan Rubinski über sein Geschäftsmodell spricht, könnte er dabei ständig die Nachhaltigkeit betonen. Tut er aber nicht. „Das Thema ist für uns wichtig, aber für unsere Kunden nur ,nice to have‘“, sagt der Janado-Chef. „Wer bei uns kauft, schaut vor allem auf den Preis.“ Und dass sich sein Unternehmen danach richtet, erkennt man schon allein an der Bandenwerbung bei Fortuna-Heimspielen: Dort lockt Janado nicht mit CO2-Einsparungen, sondern mit Rabatten bis zu 70 Prozent.
Die Firma wurde 2016 gegründet und hat nach eigenen Angaben schon mehr als eine Million Elektrogeräte saniert. Neudeutsch: „refurbished“. Dadurch konnten mehr als 54 000 Tonnen CO2 eingespart werden, sagt Gründer und Inhaber Jan Rubinski. Diese Zahl entspricht in etwa der jährlichen Klimabilanz von 5000 Deutschen. Weil Janado dafür sorgt, dass weniger Rohstoffe verbraucht werden und Elektroschrott verringert wird, haben sie Ende 2023 den Effizienz-Preis NRW gewonnen. „Janado trägt zur Reduktion von Umweltbelastungen bei und der Endkunde hat eine große Kostenersparnis“, sagte der Juryvorsitzende Philipp Salm.
Im Online-Shop sieht man, was das bedeuten kann. Eines der aktuell meistverkauften Produkte der Düsseldorfer ist ein aufbereitetes Apple-Smartphone Iphone SE aus dem Jahr 2020. Mit 64 Gigabyte Arbeitsspeicher kostet es zwischen 100 und 130 Euro – je nachdem, ob der Zustand „akzeptabel“ oder „wie neu“ ist. Auf der Preisvergleichsplattform Idealo liegt der Neupreis für dieses Produkt bei 249 Euro, unterm Strich also ein Nachlass von bis zu 60 Prozent. Und schaut man auf dem Vergleichsportal in der Kategorie „B-Ware & Gebraucht“, steht Janado dort als günstigstes Angebot ganz oben. Vor Wettbewerbern wie beispielsweise Rebuy.
Nachhaltig, aber günstig: Mit diesem Geschäftsmodell verkauft das Unternehmen laut Rubinski bis zu 150 000 „Gebrauchte“ pro Jahr – in mehr als acht von zehn Fällen Handys. Wie genau funktioniert diese Smartphone-Sanierung?
60 verschiedenen Tests
wird jedes Gerät unterzogen
Um den Weg von gebraucht zu Geschäftsmodell zu zeigen, lädt der Düsseldorfer zu einer Führung aufs Areal Böhler ein. Dort hat Janado sowohl seine Büros als auch die Aufbereitungshalle, in der die Hälfte der knapp 70 Beschäftigten arbeiten. Im Lagerbereich stehen derzeit Dutzende Kartons, die aus dem österreichischen Innenministerium stammen. Der Inhalt: Tausende iPhones SE aus dem Jahr 2020. Von der Behörde aussortiert, bereit für die Aufbereitung.
Jedes Gerät wird geprüft und etwa 60 verschiedenen Tests unterzogen, damit es als „voll funktionsfähig“ verkauft werden kann. Ist die Kamera staubfrei? Lässt sich jede Ecke des Bildschirms per Fingerdruck bedienen? Hat der Akku mindestens 85 Prozent Kapazität? Wenn ein Handy – wie in den meisten Fällen – für verkaufbar befunden wird, werden alle Daten gelöscht, dann geht es weiter zur Reinigung. Mit Zahnbürsten werden kleinste Partikel entfernt, damit das Handy ins Online-Schaufenster gestellt werden kann.
Das Geschäft soll mit Privatkunden ausgebaut werden
600 bis 700 Geräte schleust Janado auf diese Weise täglich durch die Aufbereitungshalle. Zusätzlich werden 100 weitere an einer speziellen Station repariert – teilweise mit Pinzette und Mini-Schraubenziehern, die an eine chirurgische Klinik erinnern. „Wir versprechen ein risikofreies Produkt“, sagt Marketingchef Kamran Doorsoun. Daher gebe es auch zwölf Monate Garantie auf jedes Gerät und ein 30-tägiges Rückgaberecht.
Um das Geschäft im kommenden Jahr anzukurbeln und den bisherigen Jahresumsatz von mehr als 40 Millionen Euro weiter zu steigern, will Janado ab dem Frühjahr auch Privatkunden anbieten, aussortierte Handys abzutreten und sich deren Wert beim Kauf eines „neuen Gebrauchten“ anrechnen zu lassen.