Initiative in der Landeshauptstadt Mehr Düsseldorferinnen wollen „Omas gegen Rechts“ sein

Düsseldorf · Zu den Aktivistinnen der Gruppe gehören Sibylle Banach und Martine Richli, mit denen wir über ihre Beweggründe gesprochen haben.

Martine Richli (l.) und Sibylle Banach gehören zur Gruppe „Omas gegen Rechts“ in Düsseldorf.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Auf die Schilder reagieren viele Menschen mit einem Schmunzeln – auch wenn das Thema ernst ist. Einigen sind sie auch Anlass für Pöbeleien. „Omas gegen Rechts“ steht auf den Holztafeln, die Sibylle Banach und Martine Richli an diesem Tag mit sich tragen. Die Frauen engagieren sich für die gleichnamige Initiative in Düsseldorf, gegen Rassismus, Diskriminierung, Hass und die AfD. Und immer mehr Düsseldorferinnen wollen es ihnen offenbar gleichtun: Die Nachfrage, Teil der Omas gegen Rechts zu werden, sei zuletzt deutlich gestiegen.

„Die Leute erwarten nicht, dass sich Omas positionieren“, sagt Sibylle Banach. Sie selbst tut das bereits seit Jahren. Als sie 2015 mit ihrem Ehemann nach Berlin zog, ging sie gegen Fremdenfeindlichkeit auf die Straße. Und dort lernte sie später bei einer Demonstration auch die Omas gegen Rechts kennen. Deren erste Gruppe war 2017 in Österreich gegründet worden.

Zurück in der NRW-Landeshauptstadt will Banach jetzt die Düsseldorfer Omas gegen Rechts wieder aufleben lassen. So organisierte sie zuletzt Treffen, die nun an jedem dritten Samstag im Monat stattfinden sollen. Demnächst soll die Gruppe auch eine eigene Webseite bekommen.

Sie sei erst kürzlich bei der großen Demo gegen Rechtsextremismus in Düsseldorf gefragt worden, warum sie so aktiv sei, sagt Sibylle Banach. Ihre Antwort: „Gerade wir, wir haben das erlebt.“ Banach ist 80 Jahre alt und im Zweiten Weltkrieg geboren. „Ich habe den Krieg als Baby erlebt und schon früh gemerkt, wie sehr mich das traumatisiert hat“, sagt sie. Als Jugendliche sei sie beispielsweise als Au-pair in Frankreich gewesen. Dort habe sie im Kino einen Film gesehen – dieser begann mit dem Geheul von Sirenen. „Bei dem Geräusch stürzten mir die Tränen“, sagt die Düsseldorferin heute.

Geschichtsunterricht hörte vor dem Zweiten Weltkrieg auf

Sie habe die „noch sehr braune Nachkriegszeit“ erlebt, ohne je wirklich über die historischen Fakten aufgeklärt worden zu sein. „Unser Geschichtsunterricht hörte beim Ersten Weltkrieg auf“, so Banach, die als Erwachsene selbst als Lehrerin (im Fach Musik) arbeitete. Später habe sie die Schulbücher ihrer Kinder über das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte nahezu verschlungen. „Wir haben heute so viele Möglichkeiten, so viele Freiheiten.“

Für Freiheit, Demokratie und gegen Ausgrenzung setzt sich auch Martine Richli ein. „Als ich zu der Gruppe gekommen bin, war ich noch gar keine Oma“, sagt sie. Denn entgegen des Namens ist die Initiative auch Frauen gegenüber offen, die keine Enkelkinder haben. Richli, die als Sozialpädagogin arbeitet, ist aktuell eine der Facebook-Administratorinnen der Düsseldorfer Omas gegen Rechts. Derzeit ist die Plattform eines der wichtigsten Kommunikationsmittel, auch für Neu-Interessentinnen. Vor einigen Jahren hatte Barbara Görner, ebenfalls Administratorin, die Gruppe von Anna Ohnweiler aus Baden-Würtemberg übernommen, die Omas gegen Rechts in Deutschland gegründet hat.

Vor allem Anfang dieses Jahres nach den Recherchen von Correctiv zu dem Treffen von Rechtsextremen und Politikern in Potsdam habe die Facebook-Gruppe einen Boom erlebt. „Die Nachfragen sind explodiert“, sagt Richli. Zu ihren Treffen im Gerresheimer Zentrum Plus seien zuletzt immerhin rund 20 Menschen gekommen. „Wir müssen uns gegen Rechtsextremismus wehren“, sagt die 60-Jährige, die als Kind mit ihren Eltern vom schweizerischen Basel nach Düsseldorf kam. Das Gefühl, sich fremd zu fühlen in einem Land, hat sie erlebt. Und obwohl die meisten Reaktionen auf die Omas gegen Rechts positiv seien, sei auch sie schon für ihre Plakate mit dem Schriftzug angepöbelt worden. Einschüchtern lassen wollen sich Richli und Banach nicht. Die nächste Aktion der Omas gegen Rechts soll am 1. Mai stattfinden – dann wollen sie am Rhein mit einem Stand auf sich aufmerksam machen. Die Planungen dazu laufen noch.