Grünphasen nach Verkehrsaufkommen Düsseldorf rüstet seine Ampeln auf – mit Kameras und KI
Düsseldorf · Die Wartezeiten sollen mit Hilfe neuer Technologie für alle Verkehrsarten reduziert werden. Wie das genau funktionieren soll und auf welchen Straßen die Stadt das jetzt vor hat.
Auf drei verschiedenen Straßenzügen in der Stadt werden insgesamt 18 Ampeln mit Künstlicher Intelligenz (KI) aufgerüstet. Knapp zwei Millionen Euro kostet das Modellprojekt, das in den nächsten beiden Jahren umgesetzt werden soll. Dank Förderung durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr muss die Stadt nur einen Eigenanteil von rund 620 000 Euro stemmen.
Ausgeguckt hat sich die Stadt folgende Hauptverkehrsachsen: Im Norden in der Nähe des Flughafens geht es um die Wanheimer Straße in Lichtenbroich. Im Süden sollen die Verkehrsflüsse auf der Heidelberger und Deutzer Straße optimiert werden. Der Strang beginnt an der A46 und führt durch Eller in Richtung Innenstadt, eine beliebte Route für Pendler. Noch weiter im Süden soll die neue Technologie auch auf der Frankfurter Straße in Garath und Hellerhof eingebaut werden.
Je nach Zustand sollen die Ampeln entweder aufgerüstet oder erneuert werden. Die Stadt erklärt, was das Ganze bringen soll: Die Ampeln eines Streckenzugs sollen miteinander vernetzt werden. Durch direkte Kommunikation der Anlagen auf einem Streckenzug kann die Ankunftszeit von Rheinbahn-Fahrzeugen an einer Ampel besser vorhergesagt werden, sodass der Vorrang für den ÖPNV punktgenauer umgesetzt werden kann. Mittels Kameraerfassung soll zudem erkannt werden, inwieweit Fußgänger und Fahrradfahrer queren wollen.
Zudem sollen Autos durch die Vernetzung der Lichtsignalanlagen „bedarfsgerecht erfasst und durch die projektierten Streckenabschnitte geleitet“ werden. Das Versprechen der Stadt: „In der Konsequenz kann die netzadaptive Signalsteuerung so exakt auf die aktuellen Anforderungen der einzelnen Verkehrsarten reagieren, die Verkehrsabläufe im betrachteten Teilnetz optimieren und somit die Verkehrsqualität für alle Verkehrsarten verbessern, das heißt die Wartezeiten werden für alle Verkehrsarten reduziert.“ Der ÖPNV werde pünktlicher, kürzere Wartezeiten für den motorisierten Individualverkehr durch „bedarfsgerechte grüne Wellen“ kämen hinzu, wodurch auch der Austausch von Emissionen verringert werde.
War die Stadt zuletzt aus der Studie von Inrix mit Blick auf den Pendlerverkehr als Stauhauptstadt Deutschlands hervorgegangen, ist die Modernisierung der Ampeln keine Reaktion darauf. Die politische Entscheidung dafür war schon vorher gefallen. Unterdessen hatte Verkehrsdezernent Jochen Kral den Ergebnissen der Studie widersprochen und dazu eigene Daten als Beleg herangezogen. Möglich ist also, dass der Titel Stauhauptstadt vor allem auf mehr Staus etwa aufgrund von Baustellen auf Autobahnen vor den Toren Düsseldorf zurückzuführen ist.