„Markt der Möglichkeiten“ Düsseldorfer Hauptschüler informieren sich über Berufe
Düsseldorf · Manche Schüler wollen Fachabitur machen und studieren, andere sind froh, wenn sie bald ihr eigenes Geld verdienen können. Bei der Berufsmesse konnten sie sich über verschiedene Möglichkeiten beraten lassen.
In der Aula der Katholischen Hauptschule St. Benedikt macht der „Markt der Möglichkeiten“ seinem Namen alle Ehre: Aus einer Ecke erklingt das Surren einer Sägemaschine, in einer anderen formen Schüler aus Teig kleine Brezeln. 150 Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen lassen sich an diesem Mittwoch dort nicht nur theoretisch über verschiedene Berufe informieren und beraten.
Die 14-jährige Melania Pistone ist eine von ihnen. Die Neuntklässlerin könnte sich vorstellen, Erzieherin oder Raumausstatterin zu werden. „Ich bin noch ein bisschen überfordert damit, eine Entscheidung zu treffen“, sagt sie. Beide Berufe hätten Vor- und Nachteile. Für den Beruf als Raumausstatterin übt sie schon zu Hause fleißig: „Ich gestalte mein Zimmer einmal im Monat um.“ Von der Berufsmesse erhofft sich die Schülerin, einen genaueren Eindruck von den verschiedenen Möglichkeiten zu erhalten: „Ich hoffe, ich kann mich bald auf einen Beruf festlegen.“
Insgesamt 31 Aussteller informieren über Ausbildungs- oder weiterführende Schulabschluss-Möglichkeiten. Schulleiterin Gerlinde Schulte-Kramm ist dafür sehr dankbar. „Wenn Hauptschüler zu uns kommen, sind sie oft unsicher und fühlen sich minderwertig“, erklärt sie. „Deshalb ist es für uns sehr wichtig, dass sie wahrgenommen werden und wir ihnen klar machen, dass sie viel können“, so Schulte-Kramm. Bei offenen Jobmessen fühlten sich die Hauptschüler oft an den Rand gedrängt. „Darum bringen wir die Messestände direkt zu ihnen“, so die Schulleiterin.
Schüler Esko Stankovic träumt davon, eines Tages selbstständig zu sein, einen eigenen Betrieb zu leiten. Während eines Praktikums bei einem Friseur merkte er, dass ihm das Waschen und Schneiden von Haaren und Bärten Spaß macht. Der 17-Jährige freut sich darauf, bald sein eigenes Geld verdienen zu können. „Mit meinem ersten Gehalt möchte ich meinen Eltern eine Freude machen.“ Danach möchte er dann auf ein Auto sparen. Der 17-Jährige macht gerade seinen Führerschein.
An Autos interessiert ist auch Alex Minic. Der 15-Jährige würde gerne eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker oder Automobilkaufmann machen. „Ich liebe Autos einfach“; sagt er. Sein Lieblingsauto ist der BMW M4 Competition, ein sportlich aussehender Wagen. „Der hat einfach eine gute Ausstrahlung“, findet der 15-Jährige. Im Rahmen eines Schülerpraktikums hat er bereits Erfahrungen in dem Bereich sammeln können.
Hauptschüler als Azubis zu gewinnen sei für viele Handwerksbetriebe attraktiv, sagt Thomas Klode, Schirmherr des diesjährigen Markts. Er ist Obermeister der Tischlerinnung Düsseldorf sowie Vorsitzender des Fachverbandes Tischler NRW. „Das ist genau die Gruppe, die nach der Ausbildung auch im Handwerk bleibt“, sagt er. Für das Land NRW wünsche er sich, dass alle Hauptschulen ihre eigenen Jobmessen organisieren würden. „St. Benedikt geht hier mit gutem Beispiel voran“, so Klode.
Auch Ultku Ekinci möchte davon profitieren. Er strebt ein Studium bei der Polizei an. „Ich möchte gerne Menschen helfen, die Stadt schützen“, sagt der 14-jährige Schüler. Um dahin zu kommen, muss er allerdings noch einige Hürden überwinden, wie er selbst weiß. Aktuell arbeitet er an seinem Realschulabschluss. Bei der Messe möchte er sich besonders die Angebote der anwesenden Berufskollegs anschauen. Dort könnte er dann das Fachabitur machen, was ihm Zugang zum Studium verschaffen würde. „Ich will nicht aufgeben“, sagt der Schüler, „Ich will hart dafür arbeiten, an mein Ziel zu kommen“.
Hauptschulen haben nicht immer den besten Ruf. Die Stadt plane die sieben städtischen Hauptschulen aber mit ihren Kapazitäten weiter und dauerhaft ein, erklärt eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. Die Schulen seien für eine „ausgewogene und angemessene Schulplatzversorgung notwendig“, so die Sprecherin.