Diversität in Düsseldorf Queeres Zentrum als Zeichen für ein tolerantes Düsseldorf
Düsseldorf · Ein Verein will einen neuen Treffpunkt für queere Menschen im Stadtzentrum schaffen. Im Dezember soll der Rat über den Förderantrag entscheiden. Knackpunkt sind die Kosten für das ambitionierte Projekt.
Die Debatte um ein neues Zentrum für queere Menschen in Düsseldorf geht auf die Zielgerade. Im Dezember soll der Rat in seiner Haushaltssitzung über den Antrag des Gründervereins entscheiden. Knackpunkt dürfte die Fördersumme in Höhe von mehr als 400 000 Euro für die beiden Kalenderjahre 2024/25 sein. Auch um das Konzept des Treffpunkts wird noch gerungen. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Braucht die Stadt das Zentrum?
Ganz unumstritten ist diese Frage nicht. Denn die Landeshauptstadt verfügt bereits über ein breites Beratungsangebot für Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sich nicht mit den gängigen Zwei-Geschlechter-Kategorien erfassen lassen. Der Bogen reicht von einem besonderen Jugendzentrum über die Angebote der Aids-Hilfe bis hin zu einer eigenen Beratungsstelle für Regenbogenfamilien. Auch Kneipen, in denen überwiegend queere Menschen verkehren, gibt es. „Was aber schon länger nicht mehr existiert, ist ein niederschwelliger Treffpunkt zum lockeren Austausch, ein Ort, an dem es Lesungen und Workshops gibt und an dem Besucher auch mal einen Kaffee miteinander trinken können“, sagt Peter Hölscher, der zum Vorstand des Vereins gehört. Für ihn und seine Mitstreiter steht außer Frage, dass eine Stadt mit mehr als 600 000 Einwohnern eine solche „Begegnungsstätte mit Lotsenfunktion“ braucht.
Warum ist das Zentrum wichtig?
Für Elisabeth Wilfart, Leiterin des Amtes für Gleichstellung, ist ein queeres Zentrum auch ein Statement gegen jede Form von Diskriminierung. „Und ein ,safe space‘, also ein sicherer Raum, in dem sich Menschen mit besonderer sexueller Orientierung sicher und willkommen fühlen.“ Am Ende sei es eine Entscheidung der Politik, „aber ich würde einen solchen Raum, der seinen Schwerpunkt auf soziale und kulturelle Inhalte legt, sehr begrüßen“, sagt Wilfart. Dass es überhaupt „sichere Räume“ geben muss, bereitet ihr Sorgen. Doch ein Vorfall wie der in Münster, wo beim Christopher Street Day ein Besucher an den Folgen einer schweren Körperverletzung starb, zeige die Notwendigkeit. Dass das tolerante Miteinander vermehrt unter Druck gerate, sei auch in Düsseldorf spürbar. „Da sind wir keine Ausnahme.“
Wo soll das Zentrum liegen?
Geht es nach dem Verein, soll das Zentrum in Stadtmitte errichtet werden, um für möglichst viele Menschen gut erreichbar zu sein. Die Mindestgröße schätzt der Verein auf 200 bis 300 Quadratmeter. Interesse hätte der Vorstand an Räumen im neu entstehenden K 22-Gebäude, „falls dies finanziell darstellbar ist“. Für den Übergang sollen Räume an der Friedrichstraße 67 angemietet werden. „Zurzeit sitzen wir dort in einem anderen Haus, dort müssen wir bis Jahresende raus“, sagt Anastasiya Zhuravlova vom
Vorstand.
Wie viel darf das Zentrum kosten?
An dieser Frage scheiden sich die Geister. In seinem 20 Seiten umfassenden Förderantrag hat der Verein 415 000 Euro aus dem städtischen Etat für 2024/25 eingeplant. Hinzu kommt ein Eigenanteil der Betreiber von rund 46 000 Euro. Allein die Personalkosten sollen bei 312 000 Euro liegen. „Der Verein hat um die 50 Mitglieder, da ist eine knappe halbe Million Euro hoch gegriffen“, sagt CDU-Ratsfrau Constanze Mucha.
Die Vize-Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses wünscht sich hier etwas mehr Eigeninitiative des Vereins. „Dazu gehört für mich auch das Anwerben von Sponsoren.“ Dass der Verein sein Konzept noch einmal überarbeiten und abspecken muss, gilt als ausgemacht.
Angela Hebeler, Ratsfrau der Grünen und Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses, unterstützt den Aufbau des Zentrums, sagt aber „Das Konzept beschreibt räumlich, personell und finanziell ein
Maximum.“