Erinnerung an den 9. November Benrather Schüler gestalten Gedenken

Düsseldorf · Am einstigen Standort der Synagoge organisiert das Benrather Heimatarchiv am Jahrestag der Reichspogromnacht ein öffentliches Gedenken. An der Aktion gegen das Vergessen beteiligen sich auch mehrere Schulen.

Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel an der Friedhofstraße an die Benrather Synagoge und ihre Zerstörung während des Novemberpogroms 50 Jahre zuvor.

Foto: Andrea Röhrig

Brennende Synagogen markierten im November 1938 in vielen Städten des damaligen Deutschen Reiches den vom Nazi-Regime gesteuerten Judenhass. Die Pogrome in der Nacht vom 9. November auf den 10. November waren der Beginn der systematischen Verfolgung und Vernichtung jüdischer Bürger.

Auch in Benrath brannte am 10. November die Synagoge. Um 10.30 Uhr schlugen Flammen aus dem Gotteshaus an der Friedhofstraße. „Angehörige der SA und SS hatten in Zivil das Feuer gelegt“, erklärt der Historiker und Leiter des Benrather Heimatarchivs Wolfgang D. Sauer und lädt – wie jedes Jahr– alle Bürgerinnen und Bürger zu einer öffentlichen Gedenkstunde ein.

Die Gedenkveranstaltung findet traditionsgemäß am 9. November in Benrath um 11 Uhr an jenem Ort statt, wo sich einst die Synagoge mit der Adresse Friedhofstraße 11 – in Nähe der Wallfahrts-Kirche St. Cäcilia – befand, und wo heute eine Gedenktafel an das damalige Geschehen erinnert. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern Benrather Schulen will sich Sauer mit der Gedenkstunde aktiv „gegen ein Vergessen“ stellen und diesmal auch angesichts der aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten vor einem Aufflammen erneuter Aggression und Ausgrenzung warnen.

„Erstmals gestalten Schülerinnen und Schüler von gleich drei Schulen mit im Unterricht erarbeiteten Beiträgen die Gedenkstunde“, freut sich der ehemalige Geschichtslehrer am Benrather Schlossgymnasium über das fortwährende Interesse an der Gedenkaktion. Neben dem Schlossgymnasium sind die Gemeinschaftshauptschule Benrath und die Karl-Tietenberg-Schule in Hassels beteiligt.

„Der Antisemitismus ist nicht verschwunden“, begründet Thomas Keufner die aktive Teilnahme seines Oberstufenkurses (Q2) am Schlossgymnasium an der Gedenkstunde. Als Geschichtslehrer ist es ihm zugleich ein Anliegen, dass seine Schülerinnen und Schüler im Unterricht vermittelte historische Ereignisse stets in Bezug zu ihrem aktuellen Alltag kennen und verstehen lernen. „Auch Schülerinnen und Schüler unserer Schule erfahren heute immer wieder Ausgrenzung“, berichtet Keufner. Dazu reiche oft schon ein fremd klingender Name aus.

GHS Benrath beteiligt sich
zum zweiten Mal am Projekt

Materialien zum Hintergrund der Pogromnacht und der Brandlegung in Benrath dienten als Grundlage bei der Erarbeitung des Beitrags für die Gedenkstunde, für dessen Vortrag sich fünf Schülerinnen freiwillig gemeldet haben.

Die GHS Benrath beteiligt sich zwar erst zum zweiten Mal aktiv an dem Erinnerungsprojekt. Als Zuschauer haben die Schülerinnen und Schüler von der Melanchthonstraße allerdings bereits mehrmals teilgenommen und Blumen an der Gedenkplatte niedergelegt sowie die verschiedenen Stolpersteine in Benrath aufgesucht, die an das Schicksal von durch die Nazis verfolgten und ermordeten Menschen erinnern. Lernen an außerschulischen Lernorten ist nämlich ein fester Bestandteil des Unterrichts. So findet beispielsweise zum Thema „Religionen und Antisemitismus“ eine Exkursion nach Köln statt, wobei der Dom, die Zentralmoschee und die Synagoge in der Roonstraße besichtigt werden. Geschichtslehrer Hans-Jürgen Gürke bereitet in diesem Jahr mit einem Vortragsteam seiner 10b den Beitrag für die Gedenkstunde vor.

Ein hohes Interesse am Thema Antisemitismus stellt Vera Ackermann, stellvertretende Schulleiterin der Karl-Tietenberg-Schule, in ihrer Schülerschaft fest. Die Schule für Sehbehinderte mit dem zusätzlichen Förderschwerpunkt Lernen und geistige Entwicklung unternimmt – angestoßen durch einen zurückliegenden Besuch der Gedenkstunde in Benrath – inzwischen jährlich Studienfahrten zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau. „Das Thema Euthanasie berührt einen Teil unserer Schülerschaft schließlich direkt“, betont Vera Ackermann. Die Lehrerinnen Sarah Kitza und Wiebke Rogge haben in den vergangenen Unterrichtsstunden mit Neuntklässlern eine Darbietung vorbereitet, bei der sie persönliche Gedanken zu dem Thema Antisemitismus äußern werden.