Forschungprojekt der Uni Düsseldorf Studierende forschen am niedersächsischen Wattenmeer
Düsseldorf · Mit Ferngläsern erkundeten Biologie-Studierende die Marschlandschaft, beim Blick durchs Mikroskop sahen sie faszinierende Kleinstlebewesen, aber auch viel Mikroplastik. Denn das Unesco-Welterbe in Niedersachsen ist bedroht.
Diese Exkursion werden die Biologie-Studierenden der Heinrich-Heine-Universität (HHU) sicher nie vergessen: Unter Leitung des Instituts für Neurobiologie fuhren sie ans niedersächsische Wattenmeer, entdeckten und erforschten mittendrin im UNESCO-Weltnaturerbe mit Ferngläsern und Mikroskopen das einzigartige Ökosystem.
Ausgangsstation war dabei die von der Universität Münster betriebene Wattstation in Carolinensiel. Ausgestattet mit Ferngläsern erkundeten die Studierenden die Marschlandschaft – ein Gebiet, das die Friesen in vielen Generationen dem Meer abgerungen haben. Inzwischen wird die Marsch vielerorts der Natur zurückgeführt, sodass einzigartige Biotope – die Salzwiesen – entstehen.
Sie sind neben dem Wechselspiel von Ebbe und Flut und dem Watt charakteristisch für die Landschaft. Vor allem die Salzwiesen weisen eine große biologische Vielfalt auf und sind mit für die besondere ökologische Bedeutung der Landschaft verantwortlich.
Untersuchung der
Biologie des Wattwurms
Um die beeindruckende Fauna der verschiedenen Biotope näher zu erforschen, unternahmen die Studierenden Exkursionen unter Beteiligung der Nationalparkverwaltung und der -häuser Carolinensiel und Spiekeroog. In einem Feldversuch untersuchten sie die Biologie des Wattwurms, entnahmen auch Proben des Schlickbodens, die sie noch vor Ort, aber auch später im Labor der Wattstation untersuchten. Zum Vorschein kamen dabei vielfältige Kleinstlebewesen wie Kieselalgen, Einzeller, Muschel- und Krebslarven. Letztere sind nach dem Schlüpfen nicht einmal einen Millimeter groß, wachsen dann aber auf bis zu zehn Zentimeter Größe heran.
Ein Schwerpunkt der Exkursion war der Nachweis von Mikroplastik im Schlick: Dafür entnahmen die Studierenden mit Speiseöl und Eisenoxid das Mikroplastik und machten es unter dem Mikroskop sichtbar. „In jeder einzelnen Probe war Mikroplastik nachweisbar – dies beweist, dass auch die streng geschützte und weitgehend intakte Natur dieses Lebensraums bereits von Mikroplastik durchdrungen ist“, sagt Sara Eitelmann, eine der mitgereisten Betreuerinnen.
Um das Personal des Nationalparks Wattenmeer zu unterstützen, nahmen die Nachwuchsforschenden an diversen Naturschutzaktionen teil: Gemeinsam entfernten sie Stacheldraht von den Begrenzungen landwirtschaftlich genutzter Flächen, der den dort ansässigen Vögeln oftmals zum Verhängnis wird, und befreiten einen Deichabschnitt von Müll.
Über die Gefährdung durch invasive Arten sagt Biologie-Student Matthias Piegeler: „Dieses weltweite Phänomen wird primär durch den globalen Schiffverkehr verursacht. Ein prominentes Beispiel ist die Pazifische Auster: Sie wurde Anfang der 1960er Jahre durch kommerzielle Zucht in der Nordsee eingeführt und zeigte sich in der Nordsee überlebensfähig.“
Die Auster konkurriere mit heimischen Arten, werde mit der schwindenden Miesmuschelpopulation im Wattenmeer teilweise in Zusammenhang gebracht, was starke Auswirkungen auf andere Arten haben könne: So ernährten sich Vogelarten wie die Eiderente fast nur von Miesmuscheln.
Die besondere Exkursion habe nicht nur das wissenschaftliche Verständnis vertieft, sondern auch das Bewusstsein für die Bedrohungen und die Notwendigkeit des Schutzes dieses empfindlichen Ökosystems geschärft, sagt Professorin Christine Rose, Leiterin des HHU-Instituts für Neurobiologie. „So bleibt die Nordsee nicht nur ein unvergessliches Erlebnis, sondern auch ein inspirierendes Lehrbeispiel für den nachhaltigen Umgang mit unserer Natur“, meint Karl Kafitz aus der Neurobiologie, der die Exkursion mit organisierte.