Düsseldorf Eltern kämpfen für sichere Schulwege
Nach dem Unfall an der Lindemannstraße reagiert die Politik auf Elternproteste. Die gibt es auch an anderen Schulen.
Düsseldorf. Leo kann sich noch genau an den Tag erinnern, als er auf dem Weg zur Schule fast unter eine Bahn geriet. „Ich habe einen Schreck bekommen“, sagt der Neunjährige. Genau wie sein Schulkamerad, der vor einer Woche von einer Bahn erfasst und schwer verletzt wurde, hatte auch Leo die erste Bahn durchfahren lassen, die zweite aber übersehen. „Die Eltern hinter mir haben geschrien, ich soll stehenbleiben. Dann bin ich zurückgesprungen“, sagt Leo. Seit rund zwei Jahren kämpfen die Eltern der Paulusschule für eine Sicherung der unübersichtlichen Straßenquerung an der Lindemannstraße. „Jetzt muss die Stadt endlich etwas tun“, sagt Schulleiterin Monika Maraun.
Freitagmorgen machten Lehrer und Eltern in Warnwesten und mit Plakaten auf die Gefahren der Straße aufmerksam. „Langfristig kann das aber nicht die Lösung sein“, sagt Maraun. „Die Eltern lassen die Kinder morgens mit ungutem Gefühl aus dem Haus. Das darf nicht sein.“ Das Problem an dem Straßenübergang: Die Fußgängerampel zeigt Grün, und trotzdem dürfen Bahnen fahren. Vor ihnen warnt ein gelbes Blinklicht, das vor allem Kinder leicht übersehen. „Natürlich schulen wir die Kinder für den Straßenverkehr, aber das alles reicht nicht an so einer Straße“, sagt Schulleiterin Maraun. Sie fordert: „Es muss ein absolutes und eindeutiges Rot geben. Die Ampel darf nicht Grün zeigen, wenn eine Bahn kommt. “
Eine Lösung ist laut Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, bereits in Sicht. Die Verwaltung will eine Querungshilfe einrichten, bei der Fußgänger zunächst eine Straßenhälfte bis zu einer Insel überqueren und dann schräg über die zweite Straßenhälfte geleitet werden. So werde der Fußgänger gezwungen, immer in die Richtung zu sehen, aus der die Bahn kommt. Die Mittel für die Querungshilfe sind laut Oberbürgermeister Thomas Geisel bereits bewilligt.
Laut Volkenrath ist der Bereich Grafenberger Allee, Dorotheenstraße, Lindemannstraße schon lange ein Thema in der Politik, die Gefahren besonders für Eltern mit Kita-Kindern, Schüler und Senioren sind bekannt: „Mit einer einzelnen Ampelschaltung ist das Problem aber nicht behoben, der komplette Bereich muss überplant werden“, sagt er. Das schließe auch das Goethe-Gymnasium ein, vor dem vor Jahren ein Junge von einem Auto überfahren wurde. Die Stadt hat seitdem baulich einiges verändert, eine optimierte Ampelschaltung steht laut Volkenrath aber noch aus. „Da stürmen mittags hunderte Kinder aus dem Gymnasium und wollen im Pulk über die Straße. Da reicht die kurze Grünphase einfach nicht aus“, sagt er. Für dieses Anliegen gab es bisher keine Mehrheit, mit der Ampel-Koalition hat Volkenrath nun mehr Hoffnung. „Da ist jetzt Druck hinter. Wir müssen diese Themen angehen“, fordert er.
An der Blücherstraße in Pempelfort ist man bereits einen Schritt weiter: Ein Jahr lang hat die Leitung der St.-Rochus-Schule um eine Querungshilfe gekämpft, Politiker und Verwaltung auf die Gefahr aufmerksam gemacht. „Autos und Bahnen fahren dort. Es gibt weder eine Ampel noch einen Zebrastreifen“, sagt Miroslawa Berg, die kommissarische Schulleiterin. „Wir haben jeden Tag gebangt, ob unsere Schüler gesund aus der Schule kommen.“ Nun will die Verwaltung eine Bedarfsampel einrichten — für Berg ein Erfolg. Auch an der Lindemannstraße soll laut Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke noch in diesem Jahr die Querungshilfe eingerichtet werden.