Entwicklung: Oldtimer-Diebe lieben Düsseldorf
Die Zahl der Autodiebstähle sinkt generell. Doch gerade hochwertige Liebhaberstücke werden hier geklaut.
Düsseldorf. Der Schreck sitzt Torsten Kleefeld noch immer in den Gliedern. Am vergangenen Mittwoch, 17. März, wurde sein Mercedes Cabrio SL 230 - genannt "Pagode" - aus dem Jahr 1964 vor dem Clubheim des Düsseldorfer Hockey-Clubs gestohlen.
Der Parkplatz ist von der Straße kaum einzusehen, die Täter waren wohl kaum Gelegenheitsdiebe. Kein Einzelfall, weiß Frank Scheulen vom Landeskriminalamt: "Düsseldorf ist eine Großstadt mit viel Geld. Deshalb kommen hier mehr hochwertige Fahrzeuge weg als anderswo."
Das hat auch Michael Rasch aus Mülheim im vergangenen Jahr erlebt: Am Abend des 22. August wurde sein über 30 Jahre altes Käfer-Cabrio an der Kö gestohlen. Der Oldtimer-Fan setzte eine Belohnung von 3000 Euro aus und hängte überall in der Innenstadt Zettel auf. Daraufhin habe sich ein weiteres Diebstahlsopfer gemeldet, dessen Käfer wenige Tage zuvor ebenfalls nahe der Kö gestohlen worden sei, berichtet Rasch. "Das Auto wurde noch in der Nacht mit Motorschaden auf der A52 Richtung Roermond gefunden."
Für Rasch liegt die Vermutung nahe, dass da jemand gezielt nach einem alten Käfer-Cabrio gesucht hat. "Düsseldorf ist offenbar Zielscheibe solcher Täter", sagt er. Seine Vermutung: "Mein Wagen ist wohl noch in der Nacht nach Holland gegangen."
Dass es einen zahlungskräftigen Markt für Oldtimer sowohl in Osteuropa als auch in den Beneluxländern gibt, weiß man auch bei der Polizei. "Aber wenn wir Täter erwischen, sind es meist nur die Kuriere, die Autos stehlen und außer Landes bringen", erklärt Sprecher Wolfgang Rodax. Über die Auftraggeber könne man nur spekulieren. Dass es sie gibt, liegt indes oftmals auf der Hand. So verschwanden allein im vergangenen Jahr in Düsseldorf zehn Porsche 911 aus den Jahren 1980 bis 1990. "Das ist schon auffällig", sagt Rodax.
Zumal die Fallzahlen seit Jahren rückläufig sind. Wurden in Düsseldorf 2004 noch 1076Autos gestohlen, waren es im vergangenen Jahr "nur" noch 380. Wohl auch wegen der kontinuierlich verbesserten Sicherheitstechnik der Autohersteller. Dass aber gerade in Düsseldorf hochwertige Oldtimer zu holen sind, hat sich in der Szene herumgesprochen.
Laut Scheulen vom LKA Düsseldorf sei es unwahrscheinlich, dass Wagen wie Kleefelds Pagode oder Raschs Käfer weiterverkauft würden. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es Aufträge von Liebhabern sind." Vermutlich stünden die Autos irgendwo im Ausland in der Garage eines Autonarrs, der sich einfach an ihrer Präsenz erfreue.
Michael Rasch gibt derweil die Hoffnung nicht auf, dass die kriminaltechnische Untersuchung des Käfers von der A52 Hinweise auf den Verbleib seines eigenen Wagens bringt. "Das ist jetzt die einzige mögliche Spur", sagt er.