Düsseldorf Es läuft: Das neue Kraftwerk ist am Netz

Pünktlich fertig geworden und im Kostenrahmen: Der 500-Millionen-Bau ist seit Montagnacht am Netz. Block „Fortuna“ bricht Rekorde.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Heimlich, still und leise hat eine riesige neue Industrieanlage im Hafen seinen Betrieb aufgenommen: „Das Kraftwerk Fortuna ist in der Nacht von Montag auf Dienstag in den kommerziellen Betrieb gegangen“, sagte Stadtwerke-Sprecherin Christina Näckel am Donnerstag. Kurz vorher am Montag hatte Siemens das Kraftwerk an die Stadtwerke übergeben, 19 Tage vor dem vereinbarten Termin.

Dass die beiden Unternehmen das erst jetzt mitteilten, war der Siemens-Hauptversammlung am vorigen Dienstag geschuldet. Offenbar sollten sich die beiden Themen nicht ins Gehege kommen. Dabei hat für Düsseldorf damit ein neues Zeitalter der Energieversorgung begonnen.

Kraftwerk im Hafen: Block "Fortuna" ist startklar
11 Bilder

Kraftwerk im Hafen: Block "Fortuna" ist startklar

11 Bilder

Zur Erinnerung: Zuletzt produzierten im Kraftwerk an der Lausward im Hafen zwei Blöcke Strom aus Erdgas: Block A (105 Megawatt) und E (420). Letzterer war 30 Jahre alt — und sollte deshalb durch einen Neubau ersetzt werden. Zunächst plante das Unternehmen den Bau eines neuen Kohleblocks mit 400 Megawatt Leistung. Doch dagegen bildete sich breiter Widerstand: Politiker von der CDU bis zu den Grünen waren sich einig, dass an diesem zentralen Standort ein leises und geruchloses Gaskraftwerk viel besser sei. Im Jahr 2010 lenkten die Stadtwerke schließlich ein.

Sie (und damit auch Mehrheitseigner EnBW) haben dabei auch ein wirtschaftliches Risiko in Kauf genommen. Gas ist als Brennstoff teurer als Kohle. Zwar sinken zurzeit mit den Öl- auch die Gaspreise, da aber die Stadtwerke einen langfristigen Liefervertrag mit der norwegischen Firma Statoil ausgehandelt haben (Laufzeit: 15 Jahre), dürften sie von den aktuellen Niedrigpreisen nicht so sehr viel profitieren.

Dass trotz solcher Unwägbarkeiten ein Gasblock gebaut worden ist, liegt an den günstigen Rahmenbedingungen vor Ort: Der Standort ist so zentral, dass er sich hervorragend für Kraft-Wärme-Kopplung eignet. Der neue Block F (er heißt jetzt „Fortuna“) hat einen elektrischen Wirkungsgrad von mehr als 61 Prozent bei der reinen Stromerzeugung. Das ist laut Siemens Weltrekord. Durch die Ausnutzung von Fernwärme (vor allem das Netz im Linksrheinischen wurde dafür stark ausgebaut) gelingt eine Brennstoffausnutzung von bis zu 85 Prozent.

Die Anlage kann so schnell hoch und runter gefahren werden, dass eine Anpassung an den jeweils aktuellen Bedarf problemlos möglich ist. Die maximale Leistung wird mit gut 600 Megawatt Stromerzeugung angegeben, dazu kommen rund 300 Megawatt Leistung für das Fernwärmenetz.

Aber auch optisch ist das neue Kraftwerk ein Highlight: Richtung Innenstadt gibt es ein großes „Stadtfenster“, so dass man in einen Teil der Anlage hineinschauen kann. In 45 Metern Höhe gibt es eine Aussichtsplattform. Von dort haben die Besucher einen herrlichen Ausblick. Regelmäßige Führungen sollen noch im ersten Halbjahr starten. Und: Auch der neue Block soll (so wie schon der Vorgänger) grün angeleuchtet werden. Die Illumination soll bei einem Bürgerfest gestartet werden, wahrscheinlich Ende Mai.