Flüchtlinge: Raumnot immer größer

Vier Notunterkünfte für Flüchtlinge werden nicht bis zum Ende der Ferien nutzbar. Die Stadt greift auf Traglufthallen, Zelthallen und Hotelschiffe zurück.

Düsseldorf. 3500 Flüchtlinge sind zurzeit in Düsseldorf untergebracht — und diese Zahl steigt von Woche zu Woche. „Für das zweite Halbjahr erwarten wir 350 bis 400 Zuweisungen pro Monat“, sagt die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch. Die prognostizierte Zahl von 5000 Flüchtlingen bis zum Jahresende würde damit überschritten.

Weil die Kapazitäten in den zentralen Notunterkünften des Landes für Flüchtlinge vollständig belegt sind, greift das Land nun auf die Hilfe diverser Kommunen zurück — darunter auch Düsseldorf. Vor zwei Tagen musste die Stadt kurzfristig Plätze für 150 Personen bereitstellen. „Innerhalb von 24 Stunden ist es uns gelungen, im alten Finanzamt an der Rossstraße weitere Flure bewohnbar zu machen und 150 Personen unterzubringen“, sagt Koch.

Zusätzliche 50 Plätze sind seit Freitag in der Turnhalle an der Gerresheimer Landstraße geschaffen worden. „Das Land ist dankbar für jeden zusätzlichen Platz, den wir schaffen. Denn andere Kommunen konnten ihr Soll nicht erfüllen“, sagt Koch.

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Rund 900 Flüchtlinge sind zurzeit in Hotels untergebracht, 1143 in angemieteten Wohnungen. Weitere Plätze hat die Stadt in Sammelunterkünften, einer Containeranlage, Turnhallen und ehemaligen Schulen geschaffen. „Aber mit der steigenden Zahl an Zuweisungen werden wir sehr stark gefordert, weitere Kapazitäten aufzutun“, sagt Koch. Im Oktober sollen deshalb weitere neun Containerstandorte entstehen. „Unser Plan, zumindest vier Container bereits nach den Sommerferien zu belegen, ist leider nicht aufgegangen“, sagt Koch. Der Grund: Verzögerungen bei der Freigabe der Grundstücke. „Wir haben unter anderem einige Umplanungen vornehmen müssen, um auch für die Anlieger der Standorte verträgliche Lösungen zu finden“, erläutert Koch. Die Hoffnung, dass die Turnhallen bis zum Start des Schulbetriebs wieder frei werden, ist damit aber gesunken. „Wir haben alle Schulleiter informiert, dass wir keine Garantie geben können, dass die Turnhallen bis zum Ende der Ferien geräumt sind“, sagt Koch.

Wegen der Verzögerung beim Bau der Container muss die Stadt bis zum Herbst andere Wege gehen: Zwei Zelthallen mit einer Größe von 20 mal 40 Metern, die jeweils Platz für 50 Personen bieten, werden auf einer Grünfläche an der Borbecker Straße gebaut. „Außerdem haben wir zwei sogenannte Traglufthallen bestellt, die zwischen dem 21. und 31. September auf zwei städtischen Grundstücken aufgestellt werden sollen. Sie bieten jeweils Platz für 300 Menschen“, sagt Miriam Koch.

Wo genau die modernen Traglufthallen aufgebaut werden sollen, kann Koch noch nicht sagen. Abstimmungen mit dem Amt für Bauaufsicht laufen noch. Außerdem ist die Stadt in Verhandlungen mit einer Bremer Firma, die Kapazitäten auf einem Hotelschiff gemeldet hat. „Darüber hinaus sind wir auch weiter bemüht, Plätze in Bestandsimmobilien zu schaffen“, sagt Koch. So sollen in den kommenden Wochen mehr als 400 Plätze frei werden — unter anderem an der Hansaallee, der Robert-Stolz-Straße und am Vogelsanger Weg.

Die Idee, die Kirmeszelte nach Ablauf der Rheinkirmes für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, ist derweil verworfen worden. „Die Zelte sind langfristig vermietet und kommen deshalb nicht für uns Betracht“, sagt Koch. Außerdem seien die Rheinwiesen ohnehin nicht als Standort geeignet — unter anderem wegen einer Überschwemmungsgefahr. „Über die Schützen haben wir aber Kontakt zu einem anderen Zeltanbieter erhalten. So könnten wir Zelte auf städtischen Grundstücke aufbauen“, sagt Koch. „Wir werden sie in Zukunft mit Sicherheit brauchen.“