Fußball-Lust, Opern-Frust
Nach vier Wochen Fußball gibt es Gewinner und Verlierer. Das Public Viewing in der Arena wurde mangels Interesse abgesagt.
Düsseldorf. Am Sonntag ist Abpfiff. Nach vier Wochen Fußball-Fieber sind manche traurig, andere freuen sich, dass endlich wieder der Alltag einkehrt. Denn in Düsseldorf gibt es nach der WM Gewinner und Verlierer. Eine Bilanz.
Die Kombination von Fußball und Sonnenschein ließ vor allem den Bier-Konsum steigen. "Wir haben das Minus aus der Schlechtwetter-Periode im April und Mai wieder raus", freut sich Bernd Kretzer von der Brauerei Frankenheim. Vor allem die Außengastronomen melden gestiegene Umsätze, zehn Prozent mehr Alt als im Juli des Vorjahres haben viele verkauft.
Die 2500 Fans, die bei Frank Engel an den Kasematten die Spiele verfolgten, waren noch durstiger. "30 Prozent Umsatz mehr," schätzt Engel. Ob sich das am Ende rechnet, weiß er allerdings noch nicht: "Ich habe vorher rund 100 000 Euro in Technik investiert und immer zwölf Mann Security bezahlt. Trotzdem hat es Riesenspaß gemacht."
Den hatten nicht alle Gastronomen. "Vor allem Speiserestaurants haben unter der WM eher gelitten", weiß Thorsten Hellwig vom Hotel- und Gaststättenverband, "die haben zwar auch halbherzig einen Fernseher aufgestellt, sind aber froh, den jetzt wieder wegnehmen zu können."
Am heftigsten getroffen hat es die Kinos. "Wir hatten 70 Prozent weniger Besucher im Vergleich zum Vorjahr", hat Stephan Rottels vom UCI-Kino nachgerechnet, "das lag aber nicht nur an der WM, sondern auch am Wetter. Außerdem haben die Filmverleiher in den vergangenen Wochen kaum interessante Filme auf den Markt gebracht. Außer Shrek ist da gar nichts."
Die Kultur musste auch an anderen Stellen dem Fußball Tribut zollen. "Beim Halbfinale hatten wir 400 Leute in der Vorstellungen von ’Il Turco in Italia’. 1300 hätten Platz gehabt", erklärt Tanja Brill, Sprecherin der Deutschen Oper am Rhein, "allerdings haben sich an dem Tag auch noch 100 Leute ganz bewusst eine Karte an der Tageskasse gekauft."
Auch andere Bühnen hatten ihre Probleme, das Theater zu füllen. "Das weiß ich von vielen Kollegen", berichtet Paul Heizmann, Chef der Komödie, "wir hatten am Anfang noch die erfolgreiche Sechziger-Jahre-Show. Danach haben wir einfach zwei Wochen lang Urlaub gemacht."
"Natürlich war die Nachfrage nach Fernsehern groß. Zahlen kann ich aber noch nicht sagen", erklärt Dirk Henckel, Saturn-Geschäftsführer und Vorsitzender des Düsseldorfer Einzelhandelsverbandes. Während der deutschen Spiele sei allerdings nichts losgewesen: "Da haben wir bei uns mit der halben Besetzung gearbeitet. Und die hatte noch Zeit, in aller Ruhe auf den Fernseher zu schauen."
Ob die Taxifahrer zu den Gewinnern oder Verlierern der WM gehören? "Das kann ich erst in ein paar Tagen sagen, wenn wir nachgerechnet haben", sagt Dennis Klusmeier, Vorstand der Taxi-Genossenschaft. Viele Fahrer saßen offenbar selbst lieber vor dem Fernseher: "Beim Spiel Holland gegen Brasilien waren von den 1200 Taxen gerade mal 500 im Dienst. Das ist sehr wenig."