Fußballfieber in Düsseldorf: Fröhliche Fans feiern die EM
Ob Portugiesen, Polen, Türken oder Deutsche: Die Fans fieberten am Wochenende mit ihren Teams.
Düsseldorf. Düsseldorf hat Fieber. Fußballfieber. Da wird ein Fähnchen am Auto befestigt, ein Fan-Schal umgelegt und abends in der KneipeStadionatmosphäre simuliert. Weitere Symptome: Freudentaumel, Schweißausbrüche, Schrecksekunden. Was dabei heraus kommt? Ein rauschendes Fest. Und nach Polizeiangaben bis zum Redaktionsschluss auch ein friedliches.
Einen Höhepunkt gibt es beim Deutschlandspiel. Dicht gedrängt sitzen die Fans in den Altstadtkneipen und verwandeln die Biergärten an den Kasematten in ein schwarz-rot-goldenes Rheinufer. "Die Stimmung ist genial", sagt Caroline Becker und schwenkt ihre Deutschlandflagge. Und sie singt kräftig mit, als sich alle erheben, um die Hymne zu schmettern.
Aber auch zahlreiche Polen feuern ihre Spieler mit "Polska"-Rufen an. Im Traditionslokal Bender’s Marie an der Andreasstraße sitzen gleich 60, um sich der kollektiven Euro-Euphorie hinzugeben. "Wir sind zur Drupa nach Düsseldorf gekommen und wollen uns das Spiel nicht entgehen lassen", erklärt Bartlomief Slomski.
Ausgebrochen ist das EM-Fieber bereits einen Tag zuvor. Während beim Eröffnungsspiel zwischen der Schweiz und Tschechien lediglich leicht erhöhte Temperaturen in der Stadt zu messen sind, zeigt die Fieberkurve bei der Partie zwischen der Türkei und Portugal besonders in den Stadtteilen Oberbilk und Flingern steil nach oben. "Portugal, Portugal!", schallt es Samstagabend aus dem Hinterhof gegenüber vom Portugiesischen Club an der Erkrather Straße.
Es duftet nach gegrillten Sardinen, Hähnchen und Rippchen. Dazu geht reichlich "Sagres", portugiesisches Bier, über die Theke. Wie schon bei der WM haben die Inhaber des Clubs sowie des Spezialitätengeschäfts Cave Portuguesa eine große Fußball-Party organisiert. 350 Gäste stehen dicht gedrängt vor einer Leinwand im großen Lagerraum, einem Fernseher im Zelt und zwei weiteren im Hof verteilten Bildschirmen.
"Mit so einem Ansturm haben wir nicht gerechnet", sagt Filipe Castello. "Die Stimmung ist schon fast wie bei der WM." So sehen das auch Nelson und Fatima Joaquim, die erst vor einem Monat von Lissabon nach Düsseldorf gezogen sind. Auf Englisch erklären sie, warum Cristiano Ronaldo der beste Fußballer der Welt ist und wie ihnen dieses Hinterhof-Fest gefällt: "Es ist toll - fast wie in Portugal", sagt Fatima.
Trotzdem bangen dort nicht nur Portugiesen dem Sieg entgegen. Auch ein Grieche mit Trikot und Schal hat sich unter das bunte Völkchen gemischt. "Europameister sind immer noch wir", ruft Georgius Vrakas in die Runde und lacht. "Aber heute drücke ich Portugal die Daumen. Für mich als Stammgast im Club selbstverständlich."
Als der Jubel nach dem Sieg der Portugiesen nachlässt, macht sich nur ein paar Meter weiter Enttäuschung breit. Rasim Cirak sitzt mit Freunden im Vorgarten seines Hauses an der Kiefernstraße und blickt mit ernster Miene auf den ins Fenster gestellten Fernseher. Daneben hängt die Flagge der Türkei. "Schade", sagt er. "Aber Portugal ist sehr stark. Dafür gewinnen wir gegen die Schweiz und gegen Tschechien."
Auch im türkischen Kulturverein Erciyes an der Ellerstraße ist die Stimmung gedrückt. Aber auch dort glauben 40 versammelte Fans noch an ihre Mannschaft: "Wir haben noch gute Chancen auf das Viertelfinale", sagt Salib Aslan. Frankreich und Deutschland sind allerdings seine Favoriten. "Aber wer weiß? Die EM hat ja gerade erst angefangen." Und das Düsseldorfer Fußball-Fieber wird weiter steigen.