Pflegeheim-Abriss: Kampf um das Wichernhaus

Immer mehr Menschen wehren sich gegen den Abriss des Pflegeheims und den Diakonie-Alleingang.

Düsseldorf. Thorsten Nolting, Diakoniepfarrer und damit Vorstandssprecher der evangelischen Kirchengemeinden in Düsseldorf, erlebte am Sonntag heftigen Gegenwind.

1500 Unterschriften, 500 mehr als noch vor drei Tagen, überreichte ihm Roswitha Pohlmann als Protest gegen den geplanten Abriss des Wichernhauses.

Der Gemeindesaal der Markuskirche war voll von Menschen, die ihm "alles zutrauten, aber nichts mehr glaubten", wie es Inge Helwig vom evangelischen Hilfsdienst nannte.

Nolting wiederholte das, was in der WZ stand und in der vorigen Woche bei WZmobil heftig diskutiert worden war: Der Verkauf sei eine "unternehmerische Immobilien-Entscheidung" und dabei bleibe es.

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Das Wichernhaus wurde vor 27Jahren mit Steuergeldern gebaut. Nolting gab zu, dass die Bindungsfrist für das Pflegeheim noch fünf Jahre beträgt. Um das Heim aufzugeben, hätte er mit der Bezirksregierung, dem Landschaftsverband, der Stadt und der Bezirksvertretung sprechen müssen. Aber selbst Bewohner wurden nur bedingt informiert, hieß es bei der Diskussion.

Edith Feldgen ärgerte sich: "Ich bin als 82-Jährige vor einem halben Jahr in eine Altenwohnung eingezogen, und niemand hat mir gesagt, dass ich bald wieder ausziehen muss."

Nolting versuchte zu beruhigen: Bei diesen Wohnungen habe man noch keine endgültige Entscheidung über Abriss und Neubau getroffen.

Aktive Christen wie Klaus Petermann, Michael Braun und Gudrun Hermann warfen Nolting "fehlende Dialogfähigkeit und mangelnde Transparenz" vor. Braun: "Sie sind für die Führung der Diakonie verantwortlich. Hier sollte es Änderungen geben. Ihr Stil hat mit Diakonie nichts zu tun."

Günther Hermann, jahrelang Presbyter und Kuratoriums-Mitglied der Markuskirche, forderte eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Diakonie. Die Markusgemeinde müsse sie beantragen. Zugleich sollten alle Gutachten des Diakonie-Pfarrers überprüft werden.

Schließlich ergriffen sogar die Pfarrer der Markusgemeinde Partei. Sabine Happe meinte: "Menschen, die hier leben, möchten hier auch sterben."

Sie sprach von einem idealen Diakonie-Standort. Michael Opitz meinte gar: "Eventuell gibt es noch andere Modelle."

Bezirksvorsteher Erich Kuczera holte sich von Nolting das Einverständnis, noch vor den Sommerferien an einem runden Tisch Platz zu nehmen.

Am Donnerstag um 16 Uhr wird im Rathaus Eller weiter diskutiert. Alle Fraktionen wollen die Pflege- und Betreuungsangebote für Senioren in Vennhausen sichern.

Die CDU regt einen neuen Bebauungsplan an, mit dem Wichernhaus-Areal als "Fläche für den Gemeinbedarf: Altenpflege und Altenwohnungen".