Stadtmuseum: Wie Hitlers Architekten Düsseldorf planten

Eine Ausstellung zeigt: Die Bausünden von damals plagen noch heute.

Düsseldorf. Die Berliner Allee ist ein Park. Die Hauptverkehrsadern ziehen sich in einem Ringsystem um Düsseldorf herum.

Ein gigantisches Rathaus steht am Rheinufer, mitten drin ein Torbogen, der den Weg auf die Oberkasseler Brücke freigibt. Die ist im Übrigen nur eine von insgesamt zehn Brücken, die die beiden Flussufer der Stadt miteinander verbinden.

Was wie ein schräges Hirngespinst klingt, wie ein Düsseldorf aus dem Paralleluniversum, wurde von ernsthaften Architekten geplant und stand oft kurz vor der Umsetzung.

Nachvollziehen lässt sich das in der seit heute geöffneten Ausstellung des Stadtmuseums "Architektenstreit - Wiederaufbau zwischen Kontinuität und Neubeginn". Pläne, Fotos, Skizzen, Zeitungsartikel und Filme dokumentieren die Jahre von 1925 bis 1961.

"Wir zeigen, wie Städte geplant werden. So lassen sich Vorstellungen entwickeln, wie die Stadt der Zukunft aussieht", sagt Susanne Anna, Direktorin des Stadtmuseums. Dabei prallt stets der Wunsch nach Moderne auf den Wusch nach Tradition.

Wie beim Architektenstreit, der Anfang der 50er Jahre in Düsseldorf eskalierte und stellvertretend für die Republik ausgetragen wurde. Architekten wie Julius Schulte-Frohlinde, der 1952 zum Leiter des Hochbauamtes wurde, stehen für die Dominanz von Architekten aus der Zeit des Nationalsozialismus beim Wiederaufbau. Er plante beispielsweise den Rathaus-Anbau, ganz im traditionellen Stil.

Moderne Architekten wendeten sich nicht nur gegen seine Vergangenheit, sondern setzten auf einen anderen Baustil. Glas und Stahl waren ihre bevorzugten Materialien wie noch heute das Drei-Scheiben-Haus zeigt.

Die 350 Exponate dokumentieren zudem, wie sehr die Stadt heute noch mit architektonischen Entscheidungen der Vergangenheit zu kämpfen hat: 1948 hatte Friedrich Tamms die Leitung des Stadtplanungsamtes übernommen. Auch er hatte unter Hitler Karriere gemacht. Tamms’ Pläne zielten auf eine funktionale Modernisierung und damit auf einen möglichst reibungslosen Verkehrsfluss.

Das heißt: Das nach dem Zweiten Weltkrieg im Stadtkern zu 85 Prozent zerstörte Düsseldorf wurde für das Auto geplant. So entstand beispielsweise die Berliner Allee als durchgehende Nord-Süd-Achse. Der von den Düsseldorfer Architekten Josef Lehmbrock und Bernhard Pfau vorgelegte Entwurf konnte sich nicht durchsetzen. Mit einem abgestuften Ringsystem wollten sie den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt heraus halten.

"Noch heute wäre das eine echte Alternative", sagt Bruno Braun, Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten Düsseldorf, der die Schau mitkonzipiert hat. Der Abriss des Tausendfüßlers sowie die geplanten Tunnel brächten den Verkehr nicht aus dem Zentrum. Das sei ein eher hilfloser Versuch, freie Plätze und damit Erholungswerte zu entwickeln. "Aber die Zufahrten zum Tunnel bleiben im Zentrum. Die Messebesucher fahren weiter durch die Stadt."