Handel in Düsseldorf „Die Bargeld-Abschaffung hat für uns nur Vorteile“

Düsseldorf · Beim Technik-Spezialisten Gravis darf man seit einem Jahr nur noch mit Karte oder per Handy bezahlen. Der Filial-Leiter sieht „nur Vorteile“.

Pascal Sturm ist verantwortlich für das Geschäft von Gravis an der Berliner Allee.

Pascal Sturm ist verantwortlich für das Geschäft von Gravis an der Berliner Allee.

Foto: Maximilian Nowroth

(now) Das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen sind Scheine und Münzen. Macht sich da der Händler Gravis nicht unbeliebt, wenn er kein Bargeld mehr zulässt? Seit Januar 2023 erlaubt der Technik-Spezialist in seinen bundesweit 40 Filialen nur noch Karten oder Handys an der Kasse. „Bei uns ist keine Barzahlung mehr möglich“, heißt es auf Schildern in der Düsseldorfer Filiale an der Berliner Allee.

Der Leiter heißt Pascal Sturm und hat gute Laune, wenn er über die Umstellung spricht. „Die Kunden loben uns bis heute“, sagt der 46-Jährige. „Nach dem Motto: Endlich macht’s mal einer!“ Fairerweise muss man sagen, dass auch einzelne Cafés oder Bäckereien in Düsseldorf Barzahlung verbieten. Aber im Handel ist das tatsächlich ein Novum.

Nun ist es bei Gravis so, dass viele Kunden zum eher technologie-freundlichen Teil der Gesellschaft gehören. Das Geschäft hat sich auf den Verkauf von Ware des US-Konzerns Apple spezialisiert. Aber neben hochwertigen Handys, Laptops und Computern gibt es im Geschäft eben auch Ladekabel für ein paar Euro. Aber auch hier: bitte nicht mehr in bar.

Das geht bei Gravis schon rein technisch gar nicht mehr, denn die Kassenschubladen sind verschwunden und der Einzahl-Automat im Hinterzimmer wurde abgebaut. „Früher mussten meine Mitarbeiter Scheine zählen und Münzen wiegen, um sie danach einzuzahlen“, sagt Sturm. Zehn Minuten habe das gedauert – und zwar jeweils an jeder der fünf Kassen. „In dieser Zeit können wir uns jetzt intensiver um die Kunden kümmern.“ Außerdem passierten auch keine Irrtümer mehr beim Einzahlen. Und der Geld-Transporter muss nicht mehr kommen, „auch das kostete ja Geld“.

Schnellere Abläufe, geringere Ausgaben, weniger Fehler: Dass der Händler die bargeldlose Ära begrüßt, leuchtet ein. „Wir sparen dauerhaft Ressourcen“, sagt Christoph Vilanek, Chef des Gravis-Mutterkonzerns Freenet. Aber bringt das auch einen Gewinn bei den Kunden?

Ja, sagt Pascal Sturm. Er ist seit 2016 bei Gravis und beobachtet, dass die klassische Bezahlform im Geschäft schon vor dem Bargeldverbot abnahm. „In meiner Anfangszeit kam der Geldtransporter einmal pro Woche, später nicht mal mehr einmal im Monat“. Schon während der Corona-Pandemie standen Schilder an der Kasse: „Bitte bevorzugt mit EC-Karte zahlen“.

Jetzt sei Bargeld fast kein Thema mehr, die Meisten zahlten bei ihm sowieso per Apple Pay. Die Rechnung kommt standardmäßig per Mail und wird nur auf Wunsch ausgedruckt. Internationale Kunden seien es ja eh aus ihrer Heimat gewöhnt. Nur neulich gab es noch einen Jugendlichen, der sogar extra vorher am Bankautomaten war, um sich Kopfhörer zu kaufen. „Als er dann im Laden gesehen hat, dass wir kein Bargeld annehmen, hat er es wieder eingezahlt – und das Produkt dann bei uns per Karte gekauft.“