Düsseldorfer Apotheke schließt nach 143 Jahren „Viele heulen sich die Augen aus dem Kopf“
Düsseldorf · Die 1881 gegründete St.-Martin-Apotheke in Unterbilk schließt in wenigen Tagen für immer. Franz-Josef Cüppers geht mit 76 Jahren in den Ruhestand, einen Nachfolger gibt es nicht.
Das Apothekensterben in Düsseldorf erreicht nun eine besonders traditionsreiche und beliebte Apotheke im Herzen von Unterbilk: Aschermittwoch wird sich Apotheker Franz-Josef Cüppers mit 76 Jahren in den Ruhestand verabschieden – und dann wird die mehr als 140 Jahre alte St.-Martin-Apotheke an der Lorettostraße 19 für immer schließen. Denn Cüppers konnte wie viele andere Apotheker ikeinen Nachfolger finden. In der vergangenen Woche brachte er in den Schaufenstern die Schließungsschilder an: „Viele Menschen, jung und alt, heulen sich die Augen aus dem Kopf.“
Vor rund 40 Jahren hatte Cüppers, langjähriger Vorsitzender des Apothekervereins Düsseldorf und Umgebung, die traditionsreiche Offizin übernommen. Die St.-Martin-Apotheke wurde 1881 gegründet, an ihrem heutigen Standort ist sie seit 1947, damals war sie von der Kronenstraße dorthin verlegt worden. Dass sein Ruhestand nun auch das Aus für die traditionsreiche Apotheke bedeutet, macht Cüppers fassungslos, er spricht von einem „Apotheken(herz)infarkt“.
Der Apotheker kritisiert eine Reihe von Fehlentscheidungen und -entwicklungen in der Politik: „Unser staatlicher Versorgungsauftrag muss so erfüllbar sein, dass wir davon sehr gut leben können.“ Doch beim Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln habe man als stationäre Apotheke mit viel höheren Betriebskosten das Nachsehen. Die Verdienstmöglichkeiten als Akademiker, aber auch die Arbeitszeiten inklusiver Nachtdienste wirke auf junge Menschen nicht attraktiv.
Kleine und mittlere Apotheken hätten kaum noch eine Existenzchance – auch angesichts der Entwicklung, dass manche Apotheker eine Haupt-Apotheke mit mehreren Filialen betreiben. „Bei mir fragt man noch, wo der Chef ist, woanders, wer der Chef ist“, sagt Cüppers. Die Politik müsse endlich alles dafür tun, dass kleine, mittlere und große Apotheken bestehen können und die Kunden wiederum kurze Wege zu ihrer Apotheke haben.
Sich selbst beschreibt Franz-Josef Cüppers als „Apotheker vom alten Schlag“, als einen, der seinem Beruf mit Hingabe nachgeht, gerne mit seinem Team seinen Kundinnen und Kunden zur Seite steht. Sein Dank gelte seiner Kundschaft für die lange Treue und das Vertrauen. Bereits an Altweiber hatte er deshalb „auf einen persönlichen Klön“ bei Berlinern und bei Getränken eingeladen. Am Mittwoch, 14. Februar, also an Aschermittwoch und Valentinstag, wird die Offizin ein letztes Mal geöffnet, zwischen 12.15 und 13.30 Uhr wird es dann sogar Saxofon-Musik von Peter van der Heusen geben.
In seiner geliebten Offizin wird man Franz-Josef Cüppers nicht mehr sehen, engagieren wird er sich aber weiter für die Branche: „Ich brenne weiterhin für die Struktur der Apotheke und die Kolleginnen und Kollegen“, sagt er. Deswegen will er sich über den Apothekerverein für die „besondere Institution Apotheke“ weiter stark machen.
Mit der Schließung wächst die Sorge um die Apotheken in der Stadt. Die jüngste Statistik der Apothekerkammer Nordrhein zeigte, dass es im Jahr 2023 nur noch 158 Apotheken gab (nur eine Neueröffnung, siehe Infokasten). 2013 hatte es noch 181 Apotheken gegeben. Zudem sind viele Apotheker fast im Rentenalter.
„Gesundheit ist alles, ohne Gesundheit ist alles nichts“: Mit diesen Worten verabschieden sich Cüppers und sein Team nun von der Lorettostraße.