Düsseldorf Kellers Bilanz: Mehr Fahrrad, weniger Gaslicht, keine Scherben

Der angesehene Verkehrs- und Ordnungsdezernent geht nach Köln.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Nein, so stark wie der Weggang von Klaus Allofs 1981 nach Köln bewegt der Wechsel von Verkehrsdezernent Stephan Keller in die Domstadt die Düsseldorfer natürlich nicht. Im Rathaus allerdings trauern dem promovierten Juristen und Christdemokraten schon jetzt viele nach — und zwar über die Parteigrenzen hinweg. Denn wenn Keller sein Amt als Stadtdirektor von Köln im Januar antritt, verliert die hiesige Stadtregierung großes fachliches Können in mehreren Bereichen. Und einen weithin beliebten Beigeordneten.

„Düsseldorf hat Stephan Keller viel zu verdanken. Er hat große Projekte wie den Bau der Wehrhahn-Linie, aber auch die Aktion Scherbenfreie Altstadt zu Karneval erfolgreich umgesetzt“, lobte OB Thomas Geisel, „die Zusammenarbeit mit ihm war stets professionell, konstruktiv und menschlich sehr angenehm.“ Letzteres bestätigen enge Mitarbeiter, Kollegen und Politiker unisono — auch hinter vorgehaltener Hand. Verbindlich, sei er, fleißig und fair, er habe Probleme nicht weg- oder abgeschoben, sondern Lösungen gesucht und gefunden, hört man oft. Und er hat die Parteien weitgehend gleich behandelt. In der SPD rechnet man dem CDU-Mann hoch an, dass er auch schon zu Zeiten des CDU-OBs Dirk Elbers in ihre Fraktion kam, wenn es Fragen gab — und nicht wie andere Dezernenten subalterne Mitarbeiter vorbeischickte.

Was hat er sachlich bewegt? Am stärksten sicher die Fahrräder in Düsseldorf. Keller forcierte den Ausbau des Radwegenetzes eben nicht (nur) als Getriebener der neuen Ampel-Ratsmehrheit mit den Grünen. Nein, da war der passionierte Radler schon vorher unter Elbers selbst Treiber, wofür vor allem die Radachse über die Friedrichstraße steht. In den Bereichen Recht und Ordnung agierte er moderat-konservativ, schwer tat er sich mit der glühenden Liebe einiger Düsseldorfer zu den Gaslaternen — organisierte dann aber trotzdem die Bürgerbeteiligung. Zum Andenken schenkte ihm Geisel eine kleine Gasleuchte. „Ein wunderbares Geschenk“, sagte Keller Donnerstagabend bei seinem Abschiedsempfang im Jan-Wellem-Saal des Rathauses. Und Keller gestand, dass seine Überzeugungskraft bei diesem Thema tatsächlich an seine Grenzen geriet. Im Gegensatz dazu sei mit dem Abriss des Tausendfüßlers sowie dem Bau von Kö-Bogen-Tunneln und Wehrhahn-Linie „die Operation am offenen Herzen der Stadt gelungen. Und der Patient ist nun sogar gesünder als zuvor.“

Wie beliebt Keller war, zeigte auch die große Zahl von Gästen, die zu seinem Abschied gekommen war. Darunter auch die Ex-Dezernenten Manfred Abrahams und Gregor Bonin sowie der ehemalige Oberbürgermeister Dirk Elbers. Mit zum Teil stockender Stimme dankte Keller seinen Kollegen und vor allem seiner Frau, die ihm trotz vieler langer Abende im Rathaus immer den Rücken frei gehalten habe.

Stephan Keller war 2010 vom Stadtrat zum Beigeordneten für Recht, Ordnung und Verkehr gewählt worden, als Nachfolger des verstorbenen Werner Leonhardt. Zuvor war er Dezernent beim Deutschen Städte- und Gemeindebund NRW. Der 46-Jährige ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie auch weiterhin in Düsseldorf, pendelt also täglich nach Köln. „SK wird mehr Zeit im Auto verbringen, auch und vor allem als Folge unterlassener, verzögerter oder nicht zu Ende gebrachter Verkehrsprojekte in und um Köln herum“, schrieb ihm Burkhard Hintzsche, sein Düsseldorfer Dezernentenkollege, jetzt im „Express“ hinterher. Hintzsche muss es wissen — er ist Stadtdirektor in Düsseldorf, wohnt aber in Köln ...