Charmanter Geiger mit Mut

David Garrett spielt anspruchsvolle Musikstücke vor ausverkaufter Tonhalle.

Düsseldorf. Ein Abend für Violine und Klavier mit Sonaten von Mozart, Beethoven und Brahms und der Konzertrhapsodie "Tzigane" von Maurice Ravel füllt normalerweise nur Kammermusiksäle. Doch wenn der ungemein populäre Geiger David Garrett mit solchem Nischenprogramm gastiert, werden selbst große Konzerthäuser wie die Tonhalle voll, die am Freitagabend ausverkauft war.

Die Wahrscheinlichkeit, dass mehr als die Hälfte der Besucher die späte d-Moll-Sonate von Johannes Brahms zum ersten Mal hörten, dürfte recht hoch sein; Anzeiger dafür ist etwa der beherzte Applaus zwischen den Sätzen, selbst nach dem leisen Adagio.

Man kann unterdessen nicht oft genug betonen, dass die Stille zwischen den Teilen einer musikalisch in sich geschlossenen Komposition zum Werk und seinem Vortrag gehört und ein ästhetisches Spannungsfeld besitzt, das durch Beifallsgeräusche - zum Schaden des Ganzen - verloren geht.

David Garrett lächelt aber charmant und dankbar nickend dazu, längst gewöhnt an eine Hörerschaft, die vor allem seinetwillen ungewohntes musikalisches Terrain betritt. Und gerade in der Heranführung neuer Publikumsschichten an weniger populäre, aber nicht minder geniale Werke der Kammermusik, liegt Garretts Verdienst.

Dass der vor allem durch eingängige Crossover-Stücke bekannt gewordene Geiger ein so kompromisslos anspruchsvolles Programm zusammenstellte, zeugt von Mut. Ravels "Tzigane" besitzt sperrig moderne Momente, und Mozart-Violinsonaten gehören auch nicht gerade zur leichtesten Kost.

Aber Garretts Spiel schlägt in Bann. Im mit weit über 1.000 Besuchern gefüllten Saal herrscht andächtige Stille. Denn der leger gekleidete junge Mann mit den langen Strähnchen-Haaren spielt ungemein suggestiv, technisch brillant und musikalisch fein.

Ein paar altmodische Schleifen bei Brahms mögen Geschmackssache sein, doch der klangliche Nuancenreichtum, die Virtuosität und Empfindsamkeit lassen alle Stücke aufs Schönste erblühen. Solide begleitet Julien Quentin am Flügel. Er ordnet sich dem Geiger aber etwas zu stark unter und lässt dadurch das bei Kammermusik notwendige eigenständige Profil vermissen.