Einweihung: Stählernes Urviech für K21

Die Kunstsammlung feiert Freitag die Großskulptur von Monika Sosnowska.

Düsseldorf. Monika Sosnowska wurde 2007 plötzlich berühmt, als sie auf der Biennale in Venedig für den polnischen Pavillon einen viel zu großen Skelettbau (Tragwerk eines Bauwerks) in das relativ kleine Gebäude schob, zerdrückte und verbog. Eine ungeheure Gewalt schien da am Werke zu sein.

Jetzt kam die 38-Jährige, ein zierliches, eher kleines Persönchen, nach Düsseldorf, und die Journalisten rissen sich um sie. Denn in den drei Jahren ist die Künstlerin zur Vorzeige-Dame aus Polen geworden.

Freitagabend wird sie ein schwergewichtiges Werk in K21 einweihen. Hausherrin Marion Ackermann, die neue Chefin der Kunstsammlung, bereitet ihr und allen Gästen ein großes Eröffnungsfest ab 19 Uhr, mit viel Musik aus Polen.

Die Wirkung von Sosnowskas Skulptur in K21 ist ungewöhnlich. Betritt der Kunstgänger das große Foyer vom Kaiserteich aus, sieht er zunächst ein komisches Etwas, das wie das Hinterteil eines Reptils wirkt, vor sich.

Beim Nähertreten entdeckt er jedoch eine stählerne Wendeltreppe, genauer eine Spindeltreppe mit einem roten Treppenlauf. Die Treppe taugt allerdings nicht zum Aufstieg. Sie hängt verbeult und funktionslos am weißen Kubus, der nachträglich ins umgebaute Ständehaus eingesetzt wurde, als Symbol des alten Plenarsaals.

Plötzlich wirkt dieser Kubus als das, was er ist, als ein bloßer Nachbau. Und die Kunst der Monika Sosnowska, dieses 1,25 Tonnen schwere Stahlskelett, ist mit seinen Blessuren das eigentlich Vitale in dem Raum.

Sosnowska entlarvt die Eingangszone, in der das Alte vielfach nur vorgetäuscht ist. Neben ihrer Wendeltreppe sieht der Besucher auf die realen Treppenhäuser und erkennt plötzlich, dass auch sie nichts als Kopien sind. Sie tragen nichts, sie stützen keine Glaskuppel. Sie sind Zitate des Alten, modernistisch in das historische Gebäude gepflanzt.

Hier liegt die Stärke der Polin. Sie spürt den surrealen Situationen in der Architektur nach. Sie hat in Warschau, wo sie seit 2000 lebt, die Wende-Zeit aus der Sicht des Sozialismus miterlebt.

Selbst zauberhafte Gebäude seien abgerissen worden, weil man sich von der alten Zeit lösen wollte. Stattdessen seien Gebäude errichtet worden, die wirtschaftlichen Profit bringen sollten. Man sei von einem System ins andere gekommen, vom Sozialismus in den Kapitalismus.

Nun aber schiebt sich ihre Skulptur wie ein Störfaktor in die hohe Halle, bis zu einer Höhe von 21 Metern empor. Wie ein Urviech kriecht sie anschließend in den großen Kuppelsaal. Sosnowskas Werk ist ein Geschenk der Provinzial-Versicherung für den historischen Lichthof des ehemaligen Provinziallandtags.