Bürgerbühne „Perfect Family“: Ein Blick hinter die Behinderung

Düsseldorf · Das neue Stück an der Bürgerbühne erzählt von der „Glücksforschung von Menschen mit Behinderung“.

„Perfect Family“ feierte im Rahmen der Bürgerbühne Premiere im Central.

Foto: Thomas Rabsch

Albert, Loreleï, Paloma, Isabell und Benjamin sind Menschen, wie du und ich – sie haben Wünsche wie du und ich, haben Sorgen, Nöte, Träume und so fort. Doch jeder von ihnen hat zeitgleich eine mehr oder minder schwere Behinderung, bis auf den 17-Jährigen Albert sind sie an einen Rollstuhl gefesselt, sind auf Assistenz, auch Hilfe angewiesen. So gesehen, dürften die Probleme und Wünsche, die Sorgen und Träume letztendlich doch auch zumindest durch die Bedingungen ihres Alltags eingefärbt sein. Man darf davor nicht die Augen verschließen, das Leben mit massiven  Einschränkungen, egal welcher Art, ist mit vielen Hürden verbunden, oft Hürden, die die Umwelt den mit Behinderungen lebenden Menschen entgegenstellt. Albert Forrer, Loreleï Holtmann, Paloma Olszowka, Isabell Rosenberg und Benjamin Stevenson haben sich nun im Rahmen der Bürgerbühne unter der Regie von Hannah Biedermann genau den Fragen gestellt, die einem als Mensch mit Behinderung durch den Kopf gehen, wenn man zurückblickt auf die Kindheit oder Jugend oder vorausschaut auf Ziele und Wünsche. Sei es Familienplanung, das Bewältigen von Alltag, Kinderwunsch oder die Reflexion über Unwägbarkeiten, die damit zusammenhängen: „Perfect Family – Eine Glücksforschung von  Menschen mit Behinderungen“

Auf der kleinen Bühne des Central gestaltet sich das gut 70-minütige Stück zunächst etwas sonderbar. Die Protagonisten sind verkleidet, ein bisschen wie Phantasiewesen mit Masken versehen. Doch sie alle gehören zur Spezies Mensch – wie es eingangs heißt, werden nach und nach vorgestellt, als wären sie Vertreter einer doch anderen Spezies. Das Ganze lässt bei dem Betrachter unzählige Assoziationen durch den Kopf gehen. Vielleicht Unbehagen? Wieso? Sie spielen bewusst mit dieser Verkleidung, mit ihrer Zur-Schau-Stellung, präsentieren sich je nach Persönlichkeit mit ihren Gedanken, erzählen dem Publikum, was sie bewegt. Benjamin wird genüsslich ein Eis essen und über sein Leben berichten, Albert wiederum zeigt im Laufe des Abends seine richtig guten Tanzkünste. Irgendwann fallen die Masken und wir nähern uns einem erlösenden Moment in diesem Stück. Wieso erlösend? Die Performer stellen genau jene Frage, die dem Publikum im Geiste herumgeschwirrt haben dürfte. Ist das nicht daneben, sich wie Exponate einer besonderen Spezies vorführen zu lassen? Ist diese gesamte Show nicht genau das Gegenteil von dem, was sich eigentlich ein jeder – ob mit oder ohne Behinderung – wünscht: als Mensch wahrgenommen werden, als Person, als Gegenüber und eben nicht auf äußere Besonderheiten reduziert zu werden. Aber Moment: wir sind im Theater! Nachdem das verhüllende Mimikry fällt, öffnet sich ein Spalt in die wahre Lebenswelt dieser Menschen. Begeisterter Applaus für diesen sehr berührenden Abend.

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